Fröhlich schrummelt man vor sich hin. Lieder, tief aus dem eigenen Herzen oder der Hitparade. Was'n das? Gescheppere und Schnarren
der Saiten? Ein weiteres Drama: Mit Mühe hat sich der Musikliebhaber die ersten Barré-Griffe draufgeschafft, und plötzlich wird F-Dur
im ersten Bund gefordert. An sich nicht schlimm, aber es gibt Fälle, da lässt sich der Kollege einfach nicht vernünftig greifen.
Also, entweder akuter Schwächeanfall oder die Saiten liegen schlicht zu hoch.
Ist die Saitenlage zu flach oder zu hoch, kommt mit dem Instrument nur begrenzt Freude auf.
Manch einer hat dann gleich vorschnell aufgegeben oder die Gitarre verflucht ...
Solvente Anwender bringen ihre Klampfe gleich zum Fachmann, der Abhilfe leisten kann.
Ist allerdings keine Luft im Budget, der Weg zu weit oder die Neugier zu groß, kann man mit etwas Geschick selbst Hand anlegen.
Will man die Bespielbarkeit seines Instrumentes optimieren, sollte eine Reihenfolge grundsätzlich beachtet werden. Diese hier:
1. Halskrümmung kontrollieren und ggf. einstellen
2. Saitenlage anpassen (Sattelkerben, Brückenhöhe)
3. Pickups justieren (Extra-Thema kommt)
Der Hals der Gitarre sollte immer eine leichte Krümmung über seine Länge aufweisen (konkav). Drückt man im ersten und letzten Bund
die dicke E-Saite, wäre ein halber Millimeter Abstand über dem siebten Bundstäbchen je nach Spielweise schon mal ein guter Anhaltspunkt.
Mit der Verstellschraube am Halsstab lässt sich das noch nach oben oder unten feinjustieren:
Leichtes Anziehen der Schraube macht die Biegung flacher, und Lösen verstärkt die Biegung.
Wichtig ist, die Bespielbarkeit immer in Normalstimmung mit dem üblichen Saitenzug der Lieblingssaiten zu überprüfen.
Ach ja, die Bünde sollten natürlich noch okay sein ... und Kinder: keine Gewalt! Bei Gibson-artigen Gitarren findet man den Zugang
zum Halsstab auf der Kopfplatte unter der kleinen Abdeckung am Sattel oder im Schallloch. Fender-artige Modelle verlangen meist,
dass der Hals abgeschraubt wird.
Was kann mit der Lage der Saiten verkehrt oder einfach ungünstig sein?
A. Der Sattel bzw. die Schlitze sind zu hoch.
M a ß n a h m e:
Schlitze nachfeilen, bis gerade noch ein dünnes Blatt Papier zwischen 1. Bundstäbchen und die Saiten passt,
wenn diese im 3. Bund gedrückt sind. Unten jetzt auch die etwas detailreichere Darstellung dieses wichtigen Punktes.
Wichtig: Schlitze in dem Winkel feilen, wie der
Saitenverlauf von der Kopfplatte kommt, damit im
Sattel ein eindeutiger Auflagepunkt
am Beginn des Griffbretts vorhanden ist. Nicht zu
eng, sonst klemmen die Saiten fest, nicht zu weit -
ein gleichmäßiger Abstand der Saiten
untereinander wäre nicht mehr gewährleistet.
Wir frischen das Thema Sattel feilen mittels dieses Einschubes mal etwas auf. Situation: Sowohl Halsdurchbiegung mittels Halseinstellstab-schraube als auch Höhe der Brücke und deren Einzelreitern sind ordentlich justiert. In den hohen Lagen liegen keine Saiten auf und Saiten-
ziehen führt dort zu keinen absterbenden Tönen. Das macht einen halbwegs guten Eindruck.
Wenn das Spielgefühl in der Mitte des Halses und tiefer aber nicht wirklich einen weichen und angenehmen Eindruck hinterläßt und dazu
die Intonation nicht so ganz hinhaut, kann es an zu hohen Sattelschlitzen liegen. Wer keine Feilen daheim hat, muss doch einige Taler für
passendes Kleinwerkzeug in die Hand nehmen.
Direkt hier unten ein Set für Gitarre. Gleich daneben in der Mitte das Ensprechende für Bässe. Zunächst kümmern wir uns um einen Jazz Bass.
Wir zeigen im ersten Foto den Abstand der ungedrückten dicken E-Saite über dem 1. Bundstäbchen. Dann im 3. Bund gedrückt, was der
Ausgangspunkt für die Feilerei sein soll. Am Ende sollte ein Stück Papier zwischen Saite und Bundstab passen, wenn man die Saite im
dritten Bund niederdrückt. In der darauf nachfolgenden Bilderklinke die Geschichte erneut dann exemplarisch für die G-Saite.
Die Bassleute denken bitte daran, die Saiten auf der Griffbrettseite vor dem Sattel einmal wegen der Saitensteifheit jeweils
ordentlich zu drücken, sonst wird das nix, weil die Saiten allein deshalb bereits unnötig zu hoch liegen. Den Unterschied
merkt man sofort.
Bespielhaft dazu auch noch zweimal 3 Fotos mit der G-Saite bei einer E-Gitarre. Ohne Vergrößerung nicht immer ganz leicht sofort zu erkennen.
Jetzt das Ganze bei der dicken E-Saite einer E-Gitarre. Rechts unten der Check ohne Papier: Dritter Bund G-Saite gedrückt und mit
einem anderen Finger den 1. Bund. Da sollte ja jetzt immer noch nach dem Feilen etwas Luft bleiben. Sieht ziemlich gut aus !
Wer zu enge Schlitze fabriziert, kann mit klemmenden Saiten rechnen. Also bitte die verwendete Saitenstärke beachten.
Zu weite Schlitze sind ganz nebenbei genauso wenig brauchbar. Das bedarf wohl keiner weiteren Erläuterung.
Auf jeden Fall sich langsam vortasten. Manchmal schiesst man mit einem heftigen Hieb schon über das Ziel hinaus.
Dann hat man es nämlich ganz überraschend reichlich verkackt und wird sich meistens einen neuen Sattel besorgen dürfen.
Auffüllen mit Backpulver und Superkleber hilft aber manchmal. Siehe hierzu unseren Bericht über die Framus Renegade Pro!
B. Der Sattel bzw. die Schlitze sind zu flach
M a ß n a h m e:
Sattel tauschen oder einen dünnen Furnierstreifen unter den Sattel kleben. Vorsicht beim Ausbau. Das geht meist gut, wenn
man den Sattel seitlich aus der Nut herausklopft (Gummihammer). Also nicht mit der Zange nach oben rausrupfen!
Behelfsweise Superkleber mit Backpulver mischen und den Schlitz etwas auffüllen. Hart werden lassen und beten,
dass es für diesen Abend nochmal reicht.
C. Der Sattel muss neu, weil zu niedrig oder gebrochen
M a ß n a h m e:
Gitarrenbauer machen lassen, wenn man sich nicht traut und Angst vorm Vermurksen hat. Bei einem einfachen
Instrument aber ruhig mal selbst ran.
Wer Plastik gegen Knochen (Mammut oder Elfenbein aus Altbeständen, gerne Messing bei E-Gitarre oder E-Bass)
tauscht, wird meist von der klanglichen Verbesserung überrascht sein. Auch synthetisches Material wird häufig
angeboten und kann ganz nach persönlichen Vorlieben oder speziellen Bedürfnissen einen guten Ersatz bieten.
D. Die Saiten verlaufen über das gesamte Griffbrett zu hoch
M a ß n a h m e:
Stegeinlage (Akustikgitarre) auf der Unterseite plan bis zur gewünschten Höhe abschleifen.
Das heißt, immer wieder den Schleifvorgang unterbrechen und ausprobieren, ob es wirklich schon besser oder gar
perfekt ist. Schleifpapier mit einer Körnung zwischen 100 und 200 oder eine große feine Feile geht dafür gut. Die
Unterseite muss halt richtig ebenmäßig bleiben. Auch hier würde ich immer Plastik gegen Knochen auswechseln.
Ist der Saitenverlauf komplett zu flach: neue höhere Einlage im Steg einsetzen oder die alte übergangsweise mit
einem passenden Funierstreifen unterfüttern. Ist richtig: man hat hier auch schon mal Kaugummipapier gefunden.
Bei einer Telecaster die 3 Doppelreiter oder 6 modernen Einzelbrückchen herunterschrauben (bzw. hoch drehen). Bitte beachten, dass der passende Sechskantschlüssel zum Einsatz kommt (Allan Wrench). Hier unterscheidet man nicht allein nach der Größe, sondern als Maß noch metrisch und zöllisch. Und bitte die Griffbrettwölbung nachbilden. Dicke Saiten schwingen aber weiter aus, werden folglich nicht so niedrig eingestellt wie dünne Saiten.
Bei einer Gitarre vom Les-Paul-Typ ist die Tune-O-Matic Brücke beidseitig herunterzudrehen. Aber bitte nicht die Schlitze der beiden Schraubbolzen vergniedeln, weil der Schraubendreher etwa nicht genau passt oder mit zu viel Kraft an den Schrauben herumgewürgt wird. Vorher die Saiten entspannen macht Sinn.
Bei einer Stratocaster kann man beides machen: die Bolzen, die das Tremolo halten, in der Höhe verstellen und den Halsradius durch die Einzelbrückchen (Reiter) nachbilden. Meist ist es aber ausreichend, sich etwas mit der Höhe der Brückchen zu befassen.
Die Erfahrung zeigt: Auf diesem Gebiet entscheidet oft nur ein Bruchteil eines Millimeters über Sieg oder Niederlage.
Auf jeden Fall lohnt es sich, etwas Zeit und Geld an dieser Stelle in die Gitarre zu stecken. Eine positive Veränderung, teils echte
Aufwertung und Überraschung ist hier rauszuholen. Wenn es mit dem Einstellen nicht auf Anhieb klappt, nicht aufgeben. Die eine oder andere
vermeintliche Gurke wird dann doch noch über Nacht zur Favoritin.
S a i t e n l a g e b e i W e s t e r n g i t a r r e
Takamine und Taylor haben es vorgemacht. Es geht auch leichter: Westerngitarren mit bequemer Bespielbarkeit. Neben einem verhältnismäßig
dünnen Hals braucht es aber noch eine vernünftige Saitenlage. Ein Gitarrenlehrer hat mit dieser Tacoma Jumbo so seine Problemchen und
wir können da helfen. Nicht dass der Hals magere Ausmaße hätte, aber die Stegeinlage steckt bereits ziemlich tief in ihrem Schlitz.
So sieht es zunächst mit einer noch weiter abgesenkten Stegeinlage schlecht aus und man muss sich überlegen, wie man trotzdem damit weiterkommen könnte.
Würde man hier jetzt einfach (auf der Unterseite) die kompensierte Stegeinlage flacher feilen und wieder zurück in den Schlitz stecken,
lägen die Saiten schnell direkt auf dem Saitenhalter/Steg. Zumindest für die äußeren E-Saiten sieht es schon eng aus. Also, was tun?
Sind die Saiten abgenommen, kann man mit bloßen Finger einige Muttern von den Mechaniken abdrehen. Die sollte man also zügig wieder angemessen anziehen, sonst bleibt es zwar durch den Saitenzug nicht unbedingt klapperig, aber hier kann Schwingungsenergie verlorengehen.
Wir wollen den Saitenhalter abschleifen. Dazu wird mit mehrschichtigem Zeitungspapier und Kreppband die Decke abgeklebt. Dann nehmen
wir eine nicht zu grobe Raspel und Schleifpapier und reduzieren damit vorsichtig die Höhe, damit wir mehr Platz nach unten bekommen,
um die abzufeilende Stegeinlage fachgerecht wieder einzusetzen. Immer schön dran denken, dass wenn der Schlitz zu viel an Tiefe
verliert, die Stabilität der Einlage verloren gehen kann und unter Umständen, wenn der Schlitz schon zuvor minimal zu breit geraten war,
nicht mehr senkrecht im Schlitz steht.
Nach getanem Schliff gibt es eine Abreibung mit Öl für das Holz. Ist das geschafft, kann die Tacoma frische Saiten aufgezogen bekommen.
Der Saitenwinkel über die Stegeinlage ist noch steil genug, sonst müsste man hier auch noch mal aktiv eingreifen und das mögliche Manko eliminieren.
Die Bespielbarkeit ist schon besser geworden, allerdings ist der Hals noch zu stark durchgebogen. Dazu muss man sich erst einmal mit
dem Stahlstab auseinandersetzen, der nicht jeden Schlüssel zum Verstellen akzeptieren will. 8mm in der langen Form und es klappt
(Sechskant-Steckschlüssel). Leider ist das eher selten und nicht jeder hat soetwas zuhause mal eben in der Schublade.
Wir haben es ja immer mal erwähnt: 1. und letzten Bund drücken und dann in der Mitte (variert, meist ca. 7. Bund) schauen, wie groß der Abstand
zwischen der Saitenunterseite und dem Bundstäbchen ist. Bei E-Gitarren und -Bässen reicht je nach Spielweise meist ein halber Millimeter.
Für eine akustische Westerngitarre würde ich etwas mehr Abstand in Kauf nehmen, damit es nicht zu leise und klanglich flach wird. Da wird
aber jeder seinen eigenen Kompromiss zwischen "Tone and Action" herausfinden müssen. Also, etwas Geduld und Zeit einplanen und die
passenden Saiten in Material, Machart und Stärke wählen. Die entscheiden ja unter anderem auch über den Zug und das Spielgefühl.
Links oben der alte Zustand am Halsende und hier direkt in der Mitte nach dem Abfeilen von Saitenhalter und Stegeinlage. Sehr schöne
Gitarre und jetzt auch erheblich besser in der Bespielbarkeit. Muss man aber sehen, ob es letztlich für den Endverbrauch auch okay ist.
Da hat halt eben jeder seine eigenen Vorstellungen und Bedürfnisse, die natürlich in der Fabrik völlig unbekannt sind, wo man ja den Main-
stream zu bedienen versucht.
Diese Gitarre hat am Seitenhalter (Brücke) genügend Fleisch. So konnte man getrost etwas vom Holz wegnehmen. Leider geht das
nicht bei jeder Westerngitarre, da diese je nach Hersteller und Bauart unterschiedlich ausfallen. So, geschafft. Jetzt kommt gerade
der Anruf rein, da will jemand seine Gitarre abholen. Okay, ich sag erstmal nichts und warte die Reaktionen ab, wenn die Tacoma in
professionelle Hände kommt. Alles gut - uff. Auf Nachfrage erfahre ich, dass die Tacoma vor 3 Jahren gebraucht 950 gekostet hat.
Ohne Frage ein wunderschönes Instrument bei dem jetzt alles stimmt. Klang, Optik und Bespielbarkeit ergeben ein ausgesprochen
harmonisches Ganzes. Die hätte ich auch gerne, denkt sich bestimmt so mancher...
|