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Esaite-Berichte DIY:
1. Fender PJ Bass Clone Projekt / 2. Jazz Bass Funkmachine/ 3. Modern Jazz Bass
4. Jazz Bass 5-Saiter Bausatz / 5. Art of Sound PJ Bass EMG / 6. MIGHTY MITE JB Conversion

Was hier zu sehen ist, lag seit 2009 unvollendet in seinem Koffer. Letztes Jahr dann die Entscheidung, ich hole mir die Bassleiche mal raus, zerpflücke den Kadaver und bau mir einen schönen Hocker aus dem Swamp Ash Body. Das kam dann irgendwie anders, aber warum?

Hürden und Tücken: Was ich noch gut erinnere, ist, dass der unelektrifizierte Bass halt bereits so trocken einfach nicht überzeugend rüberkam. Da verging mir einfach die Laune, weiterzumachen. Neue Saiten waren gerade darauf, aber nur Mupf kommt raus. Fakt war: Neue Saiten sind nicht immer frisch und wir hatten einfach einen toten Satz erwischt und haben das leichtfertig dem halbfertigen Bass in die nicht vorhandenen Schuhe geschoben. Die dicke E-Saite beispielsweise war rein gar nicht zu gebrauchen - no funk inside!

Mir schwebte eine aktive/passive Schaltung vor (Balance/Volumen/Bass/Treble). Der Standard Body hat aber weder Platz für die zusätzlichen Potis, noch für die Batterie - eine nicht unerheblich Spaßbremse. Dann ging doch noch ein Ruck durchs Ländle: Im ersten Schritt wird die Buchse in die Zarge verlegt. Ein Geigenbauer "entnimmt" im zweiten Schritt fachgerecht Holz aus der Korpusrückseite für das Batteriefach und meine Wenigkeit hat sich zuletzt voller Erbarmen unter dem Pickguard zu schaffen gemacht. Dann klappt das auch mit den Extra-Potentiometern.

Zwei nicht unwichtige Angelegenheiten im Sinne einer erfolgversprechenden Bastelei fehlen an dieser Stelle allerdings, wir kommen aber noch am Ende darauf zu sprechen. Jetzt erstmal die Schlußrunde in Sachen Bass zusammenschrauben.

Aufnahmebereiter leichter Body aus zweiteiliger Sumpfesche (Louisiana). Der müsste von Allparts (Texas) gewesen sein. Wir gehen bei der Tonabnahme auf Nummer sicher: Solide und dem Ohr vertraut Fender American Standard Pickups.

Leider ist die Fräsung für den Preci-Pickup zu präzise. Die Grundplatte passt nicht. Folglich probieren wir es ohne und schirmen uns auf die Schnelle mit Alu-Haushaltsfolie ab. Wenn hier mehr will, besorgt sich Abschirmfarbe, selbstklebende Kupferfolie oder dünnstes Blech aus Kupfer. Ohne Grundplatte gehen geringfügig Bässe und Output verloren, was bei aktiver Schaltung ohne Bedeutung ist.

Die Spulen des Precision-PU kommen auf ein Gleichstrom-Widerstand von 10,5 kOhm. Der Jazz Bass Bridge Pickup bleibt hier bei 7,5 kOhm (zutreffende Herstellerangaben). Wer sich etwas umschaut, wird sich wundern, dass diese korrekten Kollegen oft schon recht preiswert angeboten werden und man damit natürlich klanglich klassisch aufgestellt ist.

Der Jazz Bass Pickup sitzt bei 82,5 cm vom Sattel entfernt (mittig gemessen). Von der in der Intonation zutreffend eingestellten D-Saite her sind es 6 cm. Nix, mit der Seventies Funky-Position, was dem Slapsound allerdings kaum abträglich zu sein scheint. Damals rutsche der Brückentonabnehmer bei Firma Fender einen halben Zoll näher an die Bridge.

Prima, wenn man über ein Push-pull-Poti noch in den aktiven Modus der Elektronik hochschalten kann. Beziehungsweise: Volumenpoti gezogen ist passiv, gedrückt dann aktiv. Der Brückentonabnehmer bekommt einen extra Chromrahmen und reichlich Unterfütterung, damit er sich optimal einstellen läßt. Ich habe es noch einmal nachgeschaut: Die Elektronik ist von Glockenklang.

Wer hätte das gedacht? Die simple Montage macht Probleme. Wieso, ist doch nur ein lausiges Batteriefach für den 9-Volt-Block?

Wer nichts Passendes zum Üben oder kein Werkzeug oder Zeit hat, geht einfach mal zum Fachmann. Der macht das in der Regel richtig gut! Und wenn der dann nett und nicht noch unverschämt ist, wird einem dafür auch nicht gleich der Geldbeutel geplündert.

Mir fällt da ein über die Landesgrenzen bekannter Gitarrenbauer ein: "Komm, gib mal fuffzich Euros, ich mach Dir voll 'ne Fräsung für'n heißen Steg-Humbucker in Deine geile Edelstrat."

Einiges an Zeit später. Der Kunde schaut rein zufällig mal unter das Schlagbrett. Was ist das eigentlich für ein Loch in meiner Lieblingsgitarre? Kunde stellt bei nächster Gelegenheit den verschmitzten Gitarrenbauer zur Rede, was der Krater in seiner Gitarre zu suchen hätte? "Sorry, weiß auch nicht, war wohl unheimlich in Eile." Wer auf der Flucht arbeitet, sollte das möglichst nicht für andere tun.

So Meister, was ist hier los? Die Batterieaufnahme läßt sich nicht schließen, wenn eine Batterie eingelegt ist. Das kann man drehen und wenden, aber wenn man die Plastikschließe nicht abnimmt und andersherum wieder draufklemmt, kann man ewig so weiter probieren und zweifelt zusehens an der Sinnhaftigkeit der Konstruktion. Ganz ehrlich: Hat keiner Bescheid gesagt, dass das falsch drauf sitzt, das blöde Ding.

Geschafft! Wieder einmal mit Geduld und Spucke eine Hürde genommen. Der Block passt rein und läßt sich 1A versenken. Na, eigentlich doch nichts Besonderes oder? Aber so blöd kann es eben laufen, dass einem das Normale - verdammt noch mal - so wunderbar vorkommt.

Warum ist dieses Projekt nun kein Hocker geworden? Einiges haben wir ja bereits dazu erwähnt. Wichtig ist, dass neue Saiten auch frisch sind. Wenn der Saitenkern nicht hexagonal sondern rund ist, immer vor dem Kürzen der Saiten einen schönen Knick machen. Die meisten Hersteller weisen auf der Packung häufig darauf hin. Sonst halten die Wicklungen nicht auf der Saitenseele und der Ton stirbt. Natürlich kann auch ein mies gefeilter Sattel die Ursache sein - hier nicht.

Wichtig: Die Brücke nicht zu weit am Korpusrand montieren. Der Winkel der Saiten über die Reiter wird zu flach. Damit fehlt der nötige Andruck. Wer keine teuere Leo Quan Badass Bridge kaufen will, kann ruhig etwas Schlichtes wählen, wenn die String-Thru-Body-Option gegeben ist - also das Einfädeln der Saiten von der Rückseite wie bei der Telecaster.

Und wie immer: Stellt einen guten Halswinkel her (Shimming). Im Zuge dessen dreht man in der Regel auch die Brücke hoch und der Andruck wird optimal, so dass nichts rappelt und Sustain verloren geht. Das scheint eins der großen Geheimnisse zu sein. Nur wenige Instrumente sind vom Hersteller aus an diesem neuralgischen Punkt schon top justiert, was auch kein Wunder ist, denn dafür muss der Hals für eine Spitzenbespielbarkeit unter Umständen einige Male runter und drauf geschraubt werden.

Erste Komplimente für den guten Bass-Sound konnte ich schon einheimsen. Ah ja, der Hals ist übrigens von Mighty Mite (Rückseite mit Schellack behandelt). Der Headstock wurde mit kleinen massearmen Tunern bestückt, um lästiger Kopflastigkeit vorzubeugen.
Ach, das könnt Ihr doch auch.

 

Esaite-Berichte: 2. Fender Jazz Bass Clone Funkmachine DIY

Einige Tage gab es hier nur den Preview. Die Geschichte kommt jetzt. Nachdem wir eine nagelneue Fender US Marcus Miller 5 String Bassgitarre in die Hände bekamen und sich dazu ein 5er- und 4-Saiter von Sire Marcus Miller V7 gesellten, war klar, wir bauen uns sowas einfach selbst. Es gab sowohl an der preislichen Spitzenliga (EUR 2.500) als auch im Preiswertsegment (EUR 500) Beanstandungen (siehe unten).

Besorgt haben wir uns einen gebrauchten zweiteiligen schweren Esche-Body und einen frischen hochwertigen etwas kräftigen P-Bass-Hals. Die kleinen Tuner waren wieder von der gleichen Sorte wie oben beim PJ-Modell - kompakt, schnell zu montieren und nicht überteuert. Das Modell heisst JB-450 von der koreanischen Manufaktur Jin Ho, die auch die Wilkinson Tuners produziert.
Für ein geräumiges Umfeld in den ersten Lagen haben wir am Sattel einen Abstand von den Saiten zum Rand von rund 4,5 mm gewählt. Die Jahresringe des Ahornhalses laufen fast alle von vor bis hinten komplett durch. Das Holz ist leicht geriegelt.

Man glaubt es kaum, aber die Halstasche benötigte nur eine sehr geringe Anpassung für den Halsfuß, der seither sehr präzise ohne Luft sitzt. Muß etwas Holz weggenommen werden, bevorzuge ich grundsätzlich die untere Seite der Tasche, an der die dünnen G-Saite längs läuft

Das kontroverse Thema der Eigenresonanz will ich kurz streifen. Mühsames konzentriertes Abhören ergab für den Body eine dominierende Resonanz beim Ton D. Der Hals reagierte auf Klopfen am eindeutigsten beim Ton A. Der Erfahrung nach sind es meist ungefähr 3 verschiedene Frequenzen, die sich deutlich detektieren lassen. Alles natürlich bei Holzteilen ohne verbaute Hardware. Fender Custom Shop Videos zeigen den Unterschied von Erle- und Eschebodies und verschiedenen Hälsen. Gleichartig resonierende Teile werden nicht kombiniert.

Für ein möglichst breites Resonanzspektrum solle man unterschiedlich reagierende Basis-Parts miteinander "verheiraten", so der Grundtenor. Nicht völlig blöd, diese Überlegungen, die sehr wahrscheinlich auf jahrzehntelanger Erfahrung gestützt sind. Je mehr unterschiedliche Teile aber zusammen kommen, desto differenzierter wird aber das akustische Gesamtbild. Andere Leute vom Fach behaupten daher, dass man mit der Summe der ganzen verschiedenen Eigenresonanzen der Teile bei so einem Konglomerat wie einer E-Gitarre gestalterisch nicht weiterkommt und das Thema vernachlässigen kann. Ich persönlich sehe das anders und liege eher auf der Linie vom Fender Custom Shop.

Manchmal ist ein normaler Schraubendreher nicht die beste Wahl. Dieser hier mit einem T-Griff half bei der Einstellung des Stahlstabes im Hals weiter, als ich schon einen Defekt vermutet hatte. Ein Kasten mit allen möglichen nützlichen Bits dabei ist überall günstig online zu haben.

Während wir beim PJ-Bass noch eine Badass Brücke verwendet hatten, kommt jetzt etwas Gleichartiges unter dem Label Omega auf den Tisch.

Sollen wir den Bass mit Pickup-Rähmchen bestücken oder wird es standardorientiert ein Pickguard geben? Letzteres ist es geworden. Die Pickup- Fräsung für den Hals-PU ist wegen der üblichen Pickguardanpassung eh etwas großzügig geraten. Selbst wenn die etwas verkittet wird, scheint das nicht das Gelbe vom Ei zu sein.

Immer schön fummelig: Das Feilen der Brückenkerben. Da sollte man sich pingelig genau vorher den Saitenverlauf über den Hals ansehen. Das läßt sich nicht mehr wirklich oder nur kaum korrigieren, wenn man das falsch begonnen hat. Immer schön daran denken, dass es am Rand des Reiters die definierte Kante als Auflagepunkt werden soll. Der Schlitz kann also leicht nach oben verlaufen, aber nicht umgekehrt.

Ein extra Batteriefach soll es dieses Mal nicht geben. Der 9-V-Block passt flach unter die John East J-Retro Deluxe Elektronik. Deluxe heißt nun aber, hier ist die Buchse nicht wie gehabt auf der Platte. Also braucht es ein Loch für das unumgängliche Buchsenblech. Dazu finde man eine günstige Position...am Ende war es ein 20,5 mm Senker, der den passenden Durchmesser realisierte. Nicht zu vergessen den Kabelkanal.

Diese Aktion wird für viele Basser die ultimative Spaßbremse beim Einbau sein - denkt man. Nein, es kommt noch besser. Auf der Rückseite der Montageanleitung noch der dezente Hinweis, dass sich die Polarität geändert hat, was nicht weiter schlimm ist, wenn man es rechtzeitig sieht.

So ganz langsam geraten wir an die beknackteste Hürde beim Einbau des J-Retro Deluxe Preamps. Erstmal ganz nett: Lötfreie Verkabelung der Pickups. Die Strippen müssen nun schlußendlich dann doch zur Buchse, damit überhaupt etwas Elektrisches aus dem Instrument kommt. Wer sich desbetreffend in das Manual vertieft, findet Symbole mit Bezeichnungen wie "Ring, Tip und Sleeve". Na, dann mal viel Glück...

Vier Kabel müssen zur Buchse. Die Masse von den Pickup-Abschirmungen und der Omega-Bridge (rot), die schwarze Strippe vom Batterieclip und die beiden Verbleibenden vom Preamp (grün und orange). Direkt hier unten in der Mitte sieht man das Foto mit der funktionierenden Verlötung. Schwarz links außen, rot und grün zusammen mittig und der orange Kollege außen rechts. Warum steht das nirgendwo oder ist das nur wieder mein Fehler? Das nervt doch total. Ich hätte da für Bert Gerecht von Hot Wire einen Tipp, wie er seine Verkäufe steigert: Dieses Foto!

Nachdem man das eine oder andere Problemchen überwunden hat, ist man doch ein klein wenig erleichtert und stolz auf das Endergebnis. Die hier gezeigt Saitenlage haben wir an der Brücke noch etwas höher gedreht. Die Nickelsaiten von D'Addario bringen gute Sounds. Man kann auch auf Sandberg Stainless Steel wechseln (45-105). Das wird dem einen oder anderen schon zu weit gehen, da der Bass sehr direkt und knallig reagiert. Mit Kompression aus dem Pedal paßt es dann wiederum prima. Rotosounds Funkmaster FM66 Saiten wirkten mit den dünnen Durchmessern (30-90) völlig unpassend auf dieser Bass-Keule. Wegen des geringeren Zugs verflacht zudem die Saitenlage. Als Tonabnehmer haben wir übrigens normale Standard Single Coil JB PUs von Fender eingebaut.

Sehr schöner Bass von Fender aus Amerika. Leider mit deplazierter Brücke. Die Saiten A, D und G sind auf ihren Reitern bereits möglichst weit nach links gerückt worden. Trotzdem wird es an der unteren Halskante ziemlich knapp mit dem Platz. Eigentlich sofort ein Grund für eine Retoure.

Miller Bässe aus Fernost. Günstig und keine Qual fürs Auge. Leider schlecht eingestellt. Die Brücke auch nicht ganz optimal positioniert, weil etwas steiler Winkel beim durch den Korpus ziehen für E und A. Am Sattel große Abstände zur Halskante mit engem Spacing der Saiten. Der Winkel der Saiten über den Sattel hin zu den Machineheads wirkt recht flach, insbesondere für die A-Saite - da kann man noch mal ran.

Viele Knöpfe auf engem Raum. Klanglich aber nicht zu beanstanden, der Preamp von Sire. 20 mm Stringspacing an der Brücke: Find ich gut! Thomann verantwortet den Europa-Vertrieb. Bei Ebay vertickt Thomann die kaputten Lieferungen (Ausschußware) von Sire. Da gewinnt man schnell einen Eindruck von den Schwachstellen in der Produktion und der passionierte Bastler findet vielleicht sein Schnäppchen. Der 5-Saiter von Sire besaß schlichtweg einen schlechten toten Hals, der aus einem krummen Baum gesägt war. Nach 10 Tagen ging der zum Versender zurück. Der 4-Saiter von Sire war sehr umständlich einzustellen. Es dauerte viel zu lange, bis er sich leicht und angenehm spielen ließ. Da baut man sich besser gleich selbst seinen eigenen Funkbass - do it yourself!

Hier dazu grundsätzlich die Ermutigung, Schrottiges wirklich zurück zu schicken. Ihr gebt euer Geld und hab dafür was Korrektes zu kriegen. Wenn Fender USA die Brücke nicht in die Mitte schrauben kann, wird das doch nicht über Jahre euer Problem sein. Der Marcus Miller stellt sich schon fast leicht gönnerhaft als anspruchsvollen Gutmensch dar, der den armen Leuten tolle Bässe besorgen kann. Okay, nicht verkehrt, aber das Verarbeitungsniveau, Präzision und Qualität des Holzes sollten dann auch durchgängig stimmen. Auch 400 bis 600 Euro sind nicht wenig Geld.

Schöne Grüße aus dem Tiefdruckgebiet...

 

Esaite-Berichte: 3. Modern Jazz Bass Clone

Da ist er! Das Beste zuerst: Das Teil ist der Hammer. Was heißt hier Clone? Kein einziges Teil stammt aus dem Hause Fender. Sicher, die Grundidee kommt von Leo Fender.
Aber Sadowsky, Lakland, Suhr, Grosh, Fodera, Tino Tedesco und einige andere sind mit eigenen Bässen verdammt nah an Leos Design. Ganz zu schweigen von G & L und Music Man als klassischen Nachahmern. Ob Leo den Jazz Bass höchstpersönlich allein erfunden hat oder er mit dem Team in Zusammenarbeit mit befreundeten Musikern und geschätzten Kunden, kann man ja mal überlegen?

Email an den Instrumentenhändler. "Sage er einmal, hat er einen Jazz Bass Korpus aus zweiteiliger Esche, so bis um die 3 Kilo schwer?" Ganz enspannte Reaktion, er schaut mal nach: "Nee ist klar, hab ich - schicke ich Dir". Was kommt? Ein dreiteiliger Body mit fast 3,5 Kilo, blöd zusammengeleimt, sieht man sofort: 6 Zentimeter Centerblock mit breiten Wings, ungünstiger Maserungsverlauf. Das Holz geht sofort zurück. Witzig, ich habe gerade noch die Fotos von diesem Eumel gefunden und will sie euch nicht vorenthalten. Hier sind mal 3 Stück davon:

Der Händler tödlich beleidigt: "Dir schicke ich nichts mehr, geh woander einkaufen". Da kommt doch richtig Freude auf. Wollt ihr die Adresse? Shitstorm ich hör dich trapsen . . . Wunderbarer Weise bekommen wir "auf Umwegen" aus gleicher Quelle einen fantastischen Swamp Ash Body, zweiteilig mit einem Gewicht von unter 2,2 Kilo. Wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht vorbei.

Etwas weiter oben liegt das Teil noch in seinem Karton. Dann werden Pickguard und ein Hals anprobiert. So könnte der Kollege mal aussehen. Wird er aber nicht. Die Halstasche ist für den Mapleneck zu weit. Günstigerweise passt ein anderer Hals von einem Bassexperiment, das letztlich immer unbefriedigende Ergebnisse zeitigte. Also nehmen wir den Hals mit den Blockinlays und den Wilkinson Machine Heads.

So, der Hals ist montiert und wird gereinigt. Dazu hatten wir gerade letzte Woche was veröffentlicht (siehe Aktuelles). Jetzt geht es um die Brücke.

Die Mensur nachmessen und die Position bestimmen. Die Omega Bass Bridge bietet reichlich Spielraum in Länge und Breite. Also schauen, dass die Brücke mittig sitzt. Kreppband und ein langes Metalllineal sind eindeutig zu bevorzugen. Das Maßband lass ich besser in der großen Schublade.

Das Massekabel wird mit Möbelwachs fixiert, dann rutscht es nicht mehr so leicht weg. Alte Löcher werden gleich mit verschlossen, neue gebohrt.

Sitzt die Brücke rechtwinklig mittig und im guten Abstand für die Intonation, kann man sich um das Stringspacing kümmern. Wir haben uns für etwas über gut 20 mm zwischen den Saiten entschieden. Immer schön die Ränder des Griffbrettes im Auge behalten. Jetzt feilen wir die Kerben. Und zwar zuerst für die äußeren Saiten G und E. Erst danach folgenden die Reiter für die innenliegenden Saiten. Klaro?

Von Nordstrand werden die NJ4 Pickups eingesetzt und verschraubt. Dazu gibt es einen aktiven JZ3 Pro Preamp von Audere. Der ist super leicht zu verbauen. Die Kabel von den Pickups werden in Terminale gesteckt und von oben mittels Schräubchen fixiert. Das Einzige, was ansonsten zu verbinden ist, wäre hier noch das Massekabel für die Erdung der Brücke. Kann man per Öse zusammen klemmen, oder wie wir das gemacht haben, kurzerhand löten und mit einem Schrumpfschlauch isolieren. Die 9V-Batterie liegt flach unter der Elektronik in der Ausfräsung. Also vorerst kein extra Batteriefach. Oben rechts kann man sehen, dass Pickguard und Kontrollplatte von der Breite her nicht harmonieren.

Der Halswinkel liegt wie immer nicht bei null Grad. Wir haben das schrittweise mittels Shim optimiert. Weil wir ohne Handschuhe arbeiten, sind Fingerabdrücke unvermeidlich. Auf den Fotos ist das bisher fast nie zu sehen. Daher dieses Mal eine andere Perspektive.

Da gerade kein passendes Standard Pickguard zu Hand ist, lassen wir es bleiben, kleben uns aber einen durchsichtigen Schlagschutz auf die bekanntlich leicht gefährdete Stelle am unteren Cutaway. Mit der Audere Klangregelung müssen wir uns noch etwas genauer beschäftigen. Vorab: Tandempotis verwalten Master-Volumen (oben) und Pickup-Balance (unten). In der Mitte sind es oben Hochmitten und unten die Tiefmitten. Wie bisher von oben gesehen - vor dem Bauch - dann noch rechts außen oben Treble und Bässe unten. Irgendwie gut zu merken und nicht ganz ohne Logik.

Wie klingt denn nun dies oder das, was so verbaut wurde? In genau dieser Kombination aller Komponenten unglaublich gut. Wer eine aktive Schaltung verwendet, bekommt eine Vielzahl moderner Sounds geboten. Sind Holz und Konstuktion nicht in Ordung und von vernünftiger Qualität, können das auch keine hochwertigen Elektronikbauteile wieder hinbiegen. Das sollte aber schon klar sein. Ein einteiliger Hals (liegende Jahresringe) mit zweiteiligem Korpus ist zum Beispiel nur formell gesehen bereits eine gute Vintagebasis. In welcher Qualität (Herkunft) geliefert wird ist zunächst Vertrauenssache und hängt auch von der eigenen Selektion (Erfahrung) ab.

Wer stramm nach Katalog kauft, macht bei der Hardware eigentlich kaum Fehler. Beim Holz sieht das schon anders aus. Da bekommt man fast immer gerade nicht, was auf dem Bild zu sehen ist. Das ist ja nun mal einmalig und das Foto nur ein Muster. Bei Esche schwanken die Qualitäten recht deutlich, anders als bei der Erle. Beispielweise ist das Gewicht immer ein bedeutsamer Aspekt - natürlich auch der Faserverlauf (Jahresringe, Schnitt). Und so kann man sich immer weiter in die Detailfragestellungen vertiefen. Am Ende hilft nur fachliches Einschätzen, immer wieder probieren, kombinieren und optimieren.
Gut, wenn ein überzeugendes Instrument zur Verfügung steht und man sich nicht scheut, eigene Analysen vorzunehmen. Es lebe der Schraubenzieher. In diesem Sinne einen schönen Tag im Spätherbst 2016. Ich werde diesen Neuzugang in der nächsten Zeit erstmal ordentlich einspielen.

Die Begeisterung paart sich zusehens mit einer gewissen angemessenen Nüchternheit. Klar, jetzt geht es um Feinabstimmung bei Intonation, Saitenlage, Höheneinstellung der Pickups, die Auswahl der am besten passenden Saiten und so einiges mehr. Bei solch einer Ausgangslage bereitet das allerdings Freude. Gerade tauchte noch die Frage nach den Kosten auf. Je nach Bezugsmöglichkeit zahlt man für die Teile insgesamt zwischen 700 und 1.000 EUR. Ist die Verarbeitung optimal, wäre der vergleichbare Marktwert eines renommierten Herstellers für dieses Instrument reell bei vielleicht schon knapp unter 2.000 anzusiedeln. Wobei wir wissen: Teuer ist noch nicht gleich gut.

Wer auf blubbernde Funkysounds steht und kein herkömmliches Wah Wah als Fußpedal mit Wippe verwenden will, weiss ein anschlagdynamisches Wah zu schätzen. Mit vielen Einstelloptionen und erstklassigem Klang empfehlen wir dieses Gerät von MXR. Okay, es hat noch keiner danach gefragt. Sucht jemand ein Bass Wah, sollte er dieses kleine Gerät mit in Betracht ziehen. Wir finden das ziemlich gut. Leider ist die Batterie nicht so einfach zu wechseln wie üblicherweise bei BOSS Pedalen und für den einen oder anderen sind es vielleicht auch schon zu viele der Regler. Allerdings gibt es in der Anleitung die schematische Darstellung von 3 Basiseinstellungen, die den unsicheren Verwender auf die richtige Spur bringen (Modell M82).

 

Audere Audio JZ3 Pro

Für 159 US$ plus Versand und Einfuhrabgaben kam dieser Preamp direkt aus den Staaten auf den Tisch des Hauses. Vorteilhaft ist die Möglichkeit, 3 Sound-Presets mit dem kleinen Schalter anzusteuern (Z-Switch Function). Mittels LED wird der Batteriestatus angezeigt. Passiver Bypass ist nicht vorgesehen. Also immer einen Ersatzsaftspender mit 9 V in Reserve vorhalten. Die Presets lassen sich programmieren.

Aus einer Liste von 9 Einstellungen lassen sich die gewünschten auswählen und auf die drei Schalterstellungen legen. Das teilt sich in 4 Varianten für die erste Schalterstellung auf (Richtung Hals), 3 Varianten für die Mittelstellung und 2 Varianten für die Schalterstellung 3 (Richtung Brücke). Es handelt sich um verschiedene Betonungen von Bässen, Mitten und Höhen für die beiden einzelnenTonabnehmer (siehe Tabelle in Bild Nummer 7 = dritter Block Foto 1).

Da in Schalterstellung 1 der Z-Modus 1 als Werksvoreinstellung konfiguriert und nicht so ganz nach unserem Geschmack ist, wollen wir das kurzerhand ändern. Wir schrauben den Preamp ab und verbinden den optionalen Schalter mit der Plantine. Dann wird die Elektronik wieder aufgeschraubt. Allerdings so, dass das Kabel nicht zerdrückt wird. Bisher stehen nämlich Neck PU und Bridge PU beide beim Setting 1 auf Mode LOW.
Dreimal den Schalter drücken, Pause und auf das Quittieren der LED mit dreimaligen Blinken warten - fertig. Jetzt ist der Bridge PU auf Mode HIGH gesetzt, der Neck PU bleibt wie gehabt auf LOW (Setting 3 in der Liste). Schon bekommen wir den ultra fetten Basssound des Halstonabnehmers mit der Frische und Klarheit des hell klingenden Bridge PUs.

Schade, dass der externe Schalter nicht in die Kontrolleplatte integriert ist. Dann wäre das Experimentieren etwas unkomplizierter und stände permanent zur Verfügung. Mit einem heraushängenden Schalter will man wohl eher nicht dauernd rumlaufen. Aber vielleicht ist es auch grad bei den Tec-Nerds cool und ich hab das mal wieder nicht mitbekommen.

Wir haben die Saiten gewechselt. Beim Zusammenbau hatten wir D'Addarios günstige EXL 165 Nickel vorerst verwendet. Die klangen mit diesem Bass schon richtig anständig, wollte sagen umgekehrt: Der Bass mit diesen Saiten. DRs Marcus Miller Fat Beams Strings machen das Geschehen wie erwartet weicher (Haptik) und noch voller (Tonal Content).

Die J-Retro von John East wird hierzulande je nach Ausführung mit ungefähr 250 EUR zu veranschlagen sein. Der eigene Import der Audere JZ3 war alles in allem bei nicht ganz 200 EUR. Beide sind ohne FrageTopgeräte mit unterschiedlichem Klang und verschiedenen Einstellungsmöglichkeiten. Es ist doch eher eine Frage des persönlichen Bedarfs bzw. Geschmacks, was es denn im Einzelfall konkret sein könnte.

Eine ist nicht besser als die andere, nur anders. Wobei man sehen muss, in welche Hölzer das Ganze eingeschraubt werden soll. Nicht jedes Instrument läßt sich damit wirklich aufwerten. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ein früherer Mitstreiter seinen 400 Euro-Yamaha-Bass in dieser Weise pimpte. Er hat ihn dann tatsächlich überwiegend passiv gespielt. Die Montage ist aber jedenfalls in der Regel auch für den Ungeübten keine Hürde.

Wer es gerne aktiv und vielseitig mag, besorgt sich die Audere. Die J-Retro kann auch passiv, was viele von Euch mit Sicherheit zu schätzen wissen. Leider ist ein A/B-Vergleich im eigenen Bass recht teuer und wahrscheinlich auch mit anspruchsvollen Aufnahmemöglichkeiten verbunden - nichts für den Normalverbraucher, wenn man das mal so bezeichnen darf. Wir schauen dann erst einmal, was sich praktisch bewährt.

 

Esaite-Berichte: 4. Jazz Bass 5-Saiter Bausatz (Bassfabrik Johannes Pöhlmann)

Tatsächlich ist die Beschreibung für dieses Instrument mit dem Begriff "Bassmonster" nicht übertrieben. Was hier fertig zu sehen ist, kam vor etlichen Jahren als Bausatz aus der Bassfabrik von Johannes Pöhlmann, Nürnberg. Schwere zweiteilige Esche als Rechteckklotz mit bereits ein- gebauter Paddellatte als Hals. Sprich, mit Bleistift war nur eine Jazz Bass Form aufgezeichnet und die Kopfplatte war ebenfalls nicht ausgearbeitet. Ein Halsprofil war gleichfalls nicht vorhanden. Der Ahornhals zeigt einiges an Vogelaugen und wurde mit einem Kataloxgriffbrett ausgestattet. Die Mensur ist mit 35" (888 mm) schon dann eher aus der Abteilung extra lang. Wie bekommt man nun etwas Bassähnliches aus solchem Haufen Holz?

Es ergab sich nun zu der Zeit (2003/2004), dass mir nichts anderes übrig blieb, als mich auf den Weg zu Olafs Vater zu machen, der in seiner Garage eine Bandsäge betrieb, die er für den Bootsbau immer wieder mal einsetzte. Der staunte nicht schlecht, als ich ihn mit meinem Ansinnen konfrontierte. Für ihn war das aber eine lässig kurze Angelegenheit. Und so bekam der Klotz flugs die Umrisse eines Elektrobasses. In Heimarbeit galt es nun, die Kanten zu verrunden, eine angenehme Unterarmauflage in die passende Schräge zu bringen und dazu eine nur minimale rückseitige Aussparung für den Bauch zu schaffen. Das kann wirklich jeder halbwegs Interessierte mit Raspel, Feile und Schleifpapier.

Langer Hals, lange Kopfplatte implizieren dann doch eine mögliche Halslastigkeit, die das Instrument aus der Balance bringen könnte. Daher der Entschluss, ultra leichte Schaller-Tuners zu verwenden, die wenigstens etwas Belastung am anderen Ende einsparen helfen.

Wegen des geringen Parallelversatzes von Griffbrett und Kopfplatte ist ein breiter Saitenniederhalter unabdingbar. Sonst reicht es mit dem Saitendruck auf dem Nullbund nicht wirklich für einen stabilen konkret sauberen Ton. Und dieser Bügel muss hier schon richtig weit herunter geschraubt werden. Soweit, dass die Saiten gerade noch ordentlich drunter her laufen können, ohne beim Wechsel jedes Mal das Holz zu zerkratzen.

Die Kopfplattenform ist nun keinesfalls einfallsreich ( 5 in line, left) oder gar von überbordener Eleganz, aber es ist so funktional okay. Dafür bin ich zur Gitarrenwerkstatt von George Müller gelaufen. Der damalige Praktikant hat das ganz exakt umgesetzt. Allerdings ist ihm das Pickup-Routing doch irgendwie etwas in die Hose gegangen.
Als Brücke wurden singuläre ABM Monorails verwendet. Die sind aber nicht wie bei Ibanez unterfräst, um den Saitendruck besser hinzubekommen. Sondern einfach schlicht mit 2 Schräubchen auf den Korpus aus europäischer Esche geschraubt. Ich würd mal sagen: Verchromte Messinghülsen mit stählernen verstellbaren Saitenauflageböckchen. Alles genauestens passig und wertig gemacht.

John East ist der Hersteller der J-Retro Bass Preamp Elektronik, die wir später immer wieder gerne verwendeten (bis heute). Hier zum ersten Mal. Sie wurde nicht einfach wie ein Schlagbrett aufgeschraubt, sondern dezent versenkt, da ein Pickguard entfällt. Statt Schlagbrett gibt es einen durchsichtigen aufgeklebten Schlagschutz (dicke Folie). Das rückseitige Batteriefach macht den Saftspenderaustausch (9 Volt) bequemer. Übrigens hat der freundlich kompetente Herr Pöhlmann die Lackierung übernommen.

Ja, sie sollte milchig durchscheinend werden, damit die Maserung sichtbar bleibt. Ist doch Esche, das macht was her! Als er sich bei der Gelegenheit die Halsrückseite anschaute, fragte er nicht unerwartet, ob das jetzt mein letztgültiger Wunsch in Sachen Profilierung sein sollte? Nö, ich war damals damit einfach etwas überfordert, noch ohne genaue Vorstellungen und ihm dankbar, dass er nochmal Hand anglegte.

Vor vielleicht zwei Jahren drückte ich diesen stabilen Bengel einem Bassisten in die Hand. Der war von der Tonentfaltung und dem gleichmäßigen Druck sprichwörtlich beeindruckt und hätte gern auch so ein dickes Teil sein Eigen genannt. Denn groß und wuchtig ist er nun einmal, wie die Klangausbeute, die er zu bieten hat. Etwas komisch fand dieser eher traditionell geprägte Kollege nun aber die Rahmen für die Pickups (Bartolini).

Naja, da waren die "Fräsungen" etwas zu großzügig ausgefallen, was mich damals schon reichlich empört hatte. Zumal ich für das Malheur eben diese Rahmen auch noch mit 30 Euro zusätzlich bezahlen durfte, statt als Lösung des verursachten Problems als - sagen wir mal - Schadenersatz kostenfrei zu erhalten. In diesen Laden bin ich dann erstmal lange nicht mehr gegangen, bis sich der Inhaber telefonisch bei mir meldete und so etwas Ähnliches wie eine Entschuldigung hervorbrachte, was der "geschundenen" Seele gut tat. Ist schon klar: Sie haben da gerade meine Gefühle verletzt. Ich geh jetzt zum Anwalt und fordere 1.000 Euro - besser nicht. In der Tat ist aber ein versauter Body auch nicht ganz billig. Es sei denn, man nimmt dann doch ein Schlagbrett, weil anders einfach nicht mehr geht...

Das war mein erstes größeres Bassprojekt mit dem Anspruch, dass es für mich was ganz Tolles werden sollte. Und, hat geklappt. Einige Hürden waren zu nehmen, manche davon ganz leicht. Aber auf diese Weise hab ich mich Stück für Stück immer weiter in das spannende Thema eingefuchst. Was sagte mir der nette Herr Pöhlmann? Ach, irgendwie ist es auch sein Baby und das mochte er mir am Ende gar nicht so gerne wieder in die Hand drücken. Kann ich verstehen. Wenn so etwas langsam fertig wird, ist man total heiß auf das Ergebnis!
Was soll ich sagen? Da ist schon wieder etwas in der Pipeline...

Abspann: Über einen relativ langen Zeitraum war das Monster mit Warwick Black Label EMP bespannt. Das ist eine gute Wahl. Aktuell sind es von Sandberg die Stainless Steel Saiten, welche auf schwereren Esche-Bässen gut rüber kommen. Auf dem Lakland haben wir sie schnell wieder herunter genommen und gegen Dean Markley Signature getauscht. Der Halswinkel wurde selbstverständlich später noch optimiert. Der meiste Dank gebührt Johannes Pöhlmann, der gute Qualität lieferte, beste Beratung angedeihen ließ und von freundlichem Wesen ist. An seinen Preisen gibt es ohnehin nichts zu meckern.

 

Esaite-Berichte: 5. ART of SOUND PJ Bass EMG made in Germany (AoS Köln)

Dieses gute Stück kommt aus deutschen Landen, allerdings nicht aus unserem Hause - als hochwertiger Precision Clone mit EMG-PJ Bestückung. Wer Glück hat, findet manches Mal soetwas vielleicht noch auf dem Gebrauchtmarkt. Weil relativ unbekannt, waren die Secondhand-Preise vor Jahren für AoS Custom Orders sehr gering angesiedelt. Wer diese Qualität anders gelabelt als Neuinstrument anpeilt, bewegt sich derweil wohl in der Preisklasse ab 1.500 Euro aufwärts, wenn man dabei an Fender und Sandberg denkt.

Der einteilige Ahornhals ist von bester Qualität. Liegende Jahresringe, fast komplett vom Halsfuß bis zur Kopfplatte durchlaufend. Allein die dünne matte Lackierung ist nicht so prickelnd. Bis auf den Headstock haben wir die Rückseite eigenhändig mit Schellack auf Glanz gebracht. Aktuell spielen wir mit Warwick Yellow Label Saiten 045-105. Das Stringspacing am Sattel beträgt 10 mm. Die Sattelbreite 43,5 mm. Unentbehrlich ist der vorhandene Saitenniederhalter, da der Parallelversatz zwischen Griffbrett und Kopfplatten-Oberfläche gering ist.

Die Passigkeit der Bauteile ist erstklassig und ohne wenn und aber. Der zweiteilige Esche-Body erreicht mit seiner Brettstärke von ca. 40 mm ein Gewicht von 4,66 kg. Die Lackierung wurde ohne vorheriges Schließen der Poren in matt ausgeführt. Nach und nach werden über die Zeit die üblichen Stellen durch die Benutzung blank. Ob man das mag, ist eine andere Sache. Schön zumindest der Zugang für die Einstellung des Halsstabes unter dem dicken Palisander-Fretboard. Mit dem zusätzlichen 21. Bund schafft man mit etwas Mühe auf der G-Saite das hohe E.

Leider ist der untere Cutaway etwas eng ausgefallen, so dass man nicht völlig entspannt diesen höchsten Ton drücken kann. Ach ja - es gibt immer was zu maulen. Dem Normalverwender mit geringerer solistischer Attitüde wird es ohnehin wurscht sein. Der Saitenabstand zum Griff- brettrand stellt sich einwandfrei dar.

Der Hals ist wie bei den meisten Precisiontypen von bekanntermaßen eher kräftiger Natur. Die Breite am Sattel (43,5 mm) erweitert sich zum 12. Bund auf 58,2 mm. Die Dicke am 1. Bund weist ein Wert von üblichen 21,5 mm auf. Das sind dann am 12. Bund aber schon 24,5 mm, was solide, aber noch kleinesfalls übertrieben fett ist. An der Brücke ist ein Stringspacing von 18,5 mm eingestellt. Die Saiten laufen hier über Stahlrollen. Angenehm, dass wir beim Saitenwechsel keine Saiten einfädeln müssen, sondern diese einfach und schnell einhängen können. Die Brücke selbst sitzt auf dem Korpus an der besten dafür denkbaren Position.

Die Saitenlage ist top eingestellt, der Halswinkel selbstverständlich optimiert. Der Bass bietet quer über das Griffbrett einen tragenden gleichförmigen Ton mit langem Ausklang. Die Pickups laufen mit Batteriespeisung. Ein gesondertes Fach für den 9V-Block ist nicht vorgesehen. Ohne Schraubendreher ist als ein Austausch nicht machbar - blöd. Jeder Pickup hat seinen Volumenregler. Dazu klassisch eine Höhenblende.

Kommentar: sparsam, aber effektiv. Da der Klang von hoher Güte und die Mischsounds vielseitig sind, ist das ausreichend. Die aktiven EMG-PUs präsentieren ihre durchaus eigene Höhendarstellung, was im Slapbetrieb auffällt. In den 80er Jahren war das State of the Art. Heutzutage würden mir auch schicke Alternativen einfallen, die aber momentan irrelevant erscheinen: Man mag es so, oder eben nicht.

Der Bass wirkt nun wirklich nicht optisch schnittig sportiv, sondern behäbig wohl verrundet und mit ohne Schlagbrett doch auch wieder ein ganz klein wenig edel ?! Der rückseitige Wampeweg-Cut und die Unterarmablage sorgen jedenfalls für einen angenehmen anschmiegsamen gut platzierbaren Körperkontakt. Dieses massive Gerät wendet sich vom ersten Eindruck her tendenziell an die Player von deutlich stabiler Statur/Figur und wäre vielleicht nichts für den noch nicht ausgewachsenen Musikernachwuchs. Ich muss gerade an Tal Wilkenfeld mit ihren Sadowskys denken. Also Quatsch - oder? Gewicht, Konfiguration und Machart machen diesen Bass zu einem fundamentalen Pfundskerl.

Der P-Bass-Pickup kommt am Verstärker sehr kräftig rüber. Der J-Bass-Pickup ist vergleichsweise dünn, aber mit den gesuchten Mitten gesegnet. Wie sein Orange durchaus individuell ausgerichtet, klingt dieser Prügel auch. Er hat klanglich einiges zu bieten, bewegt sich trotz seiner offen- kundigen Traditionalität mit seinen Feinheiten aber nicht mehr nur im Mainstream der Basswelt, was ihm fraglos Custom-Shop-Qualitäten verleiht.

 

Esaite-Berichte: 6. MIGHTY MITE Jazz Bass Conversion

Tatsächlich kein echter Fenderbass. Was bei uns Rockinger ist, heißt in den Staaten Mighty Mite: Bausätze und Hardware im Fenderstil. Dieses Wochenende ist es etwas basslastig geworden. Der oben gezeigte Jazz Bass hat plötzlich nach langen Jahren aus dem Nichts die Funktion des Neck-Pickups verweigert. Einer der beiden Bartolini-PUs hatte "keine Lust" mehr. Was uns neben der Reparatur auch diesen Bericht einbringt.

Ursprünglich kam der Bass von einem älteren Herrn, der die Muckerei aufgegeben hatte und seinen Fretless-Bass aus den 70ern loswerden wollte. In seiner ursprünglichen Bauweise als bundloser Jazz Bass fand er bei uns keinen Anklang. Da wurde dann über die Jahre alles Mögliche getauscht und probiert. Neue Brücke, neue Pickups, aktive Elektronik, ein anderer Fretless-Hals. Das hat alles nicht wirklich was gebracht. Bis zu dem Tag als ein bebundeter 30-Euro-China-Hals wie dafür gemacht ohne Mucken einfach so in die Halstasche hinein passte. Plötzlich war es das; und alles andere vorweg machte endlich Sinn.

Der Hals bekam rückseitig eine Öl-/Wachs-Behandlung. Die Billigmechaniken verrichten bisher ohne Probleme ihren Dienst. Der einfache Plastiksattel schadet dem Klang nicht. Knochen oder Messing könnten noch möglicherweise ein kleines Plus herauskitzeln - muss aber nicht. Das Stringspacing zwischen den Saiten erreichte eine Weite von rund 10,5 mm. Wir haben Maß genommen und sehen, dass dieses Teil leicht überdurchschnittlich kräftig ausfällt, allerdings ohne sperrig zu wirken. Die Dicke des Hals am 1. Bund liegt bereits bei 23,6 mm. Am 5. Bund lassen sich 23,7 mm ablesen. 25 mm erreichen wir am 12. Bund. Das ist über die Strecke recht gleichförmig mit geringer Zunahme. Die Sattelbreite ist exakt 42,0 mm. Am 5. Bund findet man eine Halsbreite 49,65 mm vor und langt bei der Oktave bei 57,35 mm an.

Fender würde so ein mamoriertes Stück Holz nicht verbauen, was mich nicht weiter stört und eher individuellen Charakter unterstreicht. Bei Massenartikeln ist das ja nun eher weniger gewünscht. Die Jahresringe liegen flach und recht eng beieinander. Der Faserverlauf beginnt am Halsfuß ganz ordentlich, leidet aber in Richtung Kopfplatte ab der zweiten Hälfte. Je dünner ein Hals beschaffen ist, desto wichtiger ist die Durchgängigkeit der Jahresringe und das Alter des Ahorns. Wenige Jahresringe bei vergleichbarer Halsdicke sprechen für schnelles Wachstum und zu erwartende unerwünschte Weichheit der Substanz. Bei unserem Fernost-Produkt gibt es klanglich nichts zu meckern.

Wir kommen jetzt zum Body. Der besteht aus dreiteiliger schwerer Esche. Die Waage zeigt 4,72 Kilos an. Das findet man sonst eher bei 5-Saitern. Die Planke weist die übliche Stärke von 41,9 mm auf. Wegen der aktiven raumbeanspruchenden Dreiband-Elektronik haben wir uns für ein separates Batteriefach entschieden. Die Maserung ist weniger elegant ausgefallen als eher engstreifig, was für kaltes Klima mit langsamen Wachstum spricht.

Der gezogene Volumenregler versetzt die Elektronik in den Passivzustand. Gedrückt lassen sich Bässe, Mitten und Höhen nach eigenen Vorlieben regulieren. Die PUs sind durchgemessen: Bridge 6,6 KOhm, Neck 6,5 kOhm. Eine Bilderleiste weiter unten zeigen wir den Saitenverlauf über dem letzten Bund und den beiden Bartolini-Tonabnehmern. Ja, das erscheint für den einen oder anderen recht flach zu sein. Auf der anderen Seite haben wir ja hier einen durchaus kräftigen Hals, der bequem spielbar sein soll, was sich auch so in der Praxis darstellt.

Da wir Warwick Black Label EMP Saiten .045" bis .105" Stainless Steel verwenden (die halten wirklich lange, auch wenn der Preis überzogen scheint), haben wir es eh mit straffen etwas weniger weichen Saiten zu tun. Das passt insgesamt alles recht gut zusammen. Ansonsten empfehlen wir, an der Flexibilität und dem Tonformungsgefühl der Anschlagshand zu arbeiten und sich nicht nur in erster Linie mit der Greifhand zu beschäftigen. Das habe ich in jüngeren Jahren leider lange selbst unterschätzt. Eine Zeit lang vielleicht lieber weniger Töne pro Takt spielen und dafür besseren Klang erzeugen.

Der neue US-Bartolini-Tonabnehmer für die Halsposition passt nicht durch das Schlagbrett. Mit der Feile folglich etwas die Öffnung an der sperrigen Stelle erweitern hilft schon. Der steckt jetzt von allein drin, lässt sich aber gut nach Bedarf verschieben. Ist ja schnell gemacht, denkt man und dann kommt eins zum anderen. Besser man hat gerade keinen Zeitdruck, ansonsten wird es im Zweifel plötzlich alles immer schlimmer

Wie immer: 17 mm - Gurtknöpfe. Aus dem alten Neck-PU bekomme ich einfach kein Signal. Weil er schön vergossen ist, kommt man an dieser Stelle leider überhaupt nicht weiter und ein neuer Pickup muss her. Gut, wenn man was auf Reserve da hat. Und ich hatte auf eine kalte Lötstelle gehofft. Naja, durchgemessen und eingebaut: Tot - rein gar nichts, alles wie vorher. Null Output, das gibt es doch nicht. Tja, wegen der Enge in der Fräsung hatte sich beim Zurückstecken der Kontrollplatte eine Masseleitung gelöst. Na gut, sowas ist ja fix erledigt. Und läuft. Meine Herren, so kann man auch seine Zeit verdödeln.

Ein Wort zur Brücke. Jawohl, diese Variante ist von schlichter Machart und verschlingt kein Vermögen in der Anschaffung. Wichtig ist die richtige Position für das 20-Euro-Teil. Viel Saitenlänge hinter den Reitern bringt straffen sauberenTon. Das aber bitte mit genügend Steilheit für den angemessen Druck der Saiten auf der Brücke . Reiter dafür also möglichst hochdrehen. Das funktioniert aber nur, wenn der Halswinkel dazu passend eingerichtet wurde. Wenn nicht, wird es zudem mit der Saitenlage unbehaglich. Man sieht es sofort: Die Reiter sitzen sauber an der Vorderkante der Basisplatte. Vergleiche auch oben die Brücke auf dem Art of Sound - Bass. Stringspacing, fast vergessen. Hier sind es 19,2 mm.

Eine ausgesprochene Schönheit ist dieser alte Kollege wohl kaum. Der Zahn der Zeit hat dazu ordentlich an ihm genagt, auch wenn man ihm das auf den ersten Blick nicht ansieht. Wie bei anderen schwereren Bässen können wir uns über lang ausklingende Töne freuen und bemerken gelegentlich sein strammes Gewicht. Das aus einem nichts sagendem Fretlessbass ein gutes Instrument geworden ist, war nicht zu erwarten, spricht aber wohl für eine gesteigerte Aufmerksamkeit bei der Wahl des Halses. Wie der Warwick Streamer LX entwickelt dieser Jazz Bass einen enormen Druck und ringt mit Leichtigkeit dem Drummer dafür Komplimente ab. Er sieht nicht so aus, gehört aber klanglich zur Oberliga, wobei die leichte Bespielbarkeit ihr Übriges zum Spielvergnügen beisteuert. Wirklich ausgezeichnet. Nicht für jedermann, zumindest seit geraumer Zeit für mich.