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  • Esaite-Berichte: Ibanez BTB 405 QM, Ibanez BTB 605 BG
     

 

 

Dieser BTB405QM 5-Saiter kam kürzlich als Durchlaufposten zu mir. Er war in einem ähnlich jämmerlichen Zustand wie sein neuer Besitzer Holger,

der mich bat, mich seiner neuen Gebrauchterwerbung anzunehmen. Ich wünschte, ihm ginge es gesundheitlich bald so gut, wie seinem runter-

gerockten Ibanez nach meiner Revision und den erforderlichen Handgriffen.

 

BTB steht für beyond the bounds. Ob diese Serie aus dem Haus Ibanez jenseits aller Begrenzung seinem Benutzer ungeahnte Möglichkeiten

in die Hand gibt, wäre dann die Frage? Ein auffälliges Extra ist mit Sicherheit die xxl-Mensur von 35 Zoll.

 

 

 

Der Vorbesitzer hat sich mit seiner Behandlung des Basses unstrittig der Ruf eines Dreckbären erworben. Der abstoßende Schmuddel muss runter.

Ein angefeuchteter Küchenschwamm leistet dabei gute Dienste. Im zweiten Schritt darf nach dem Abtrocknen Ballistol-Öl das Holz nähren.

Im ersten Bild der Fotoleiste sieht man bereits die Abnutzungsspuren der Bundstäbchen. 

 

 

 

 

Halskontrolle. Der aufwendig gemachte Knüppel wird abgeschraubt. Wie so oft bei Ibanezbässe auch hier wieder gröbere Holzsplitter,

die entfernt werden sollten. Zwei Trussrods stehen für eine filigranere Einstellung der Halsdurchbiegung zur Verfügung. Mit einem

Unterleger aus feinem Schleifpapier wird der Halswinkel leicht korrigiert. Die abgeschubberte Oberfläche der Schraubenköpfe

läßt sich mit einem Permanentmarker nachschwärzen. Die Halsrückseite zeigte vom 1. bis 5. Bund reichlich Verschmutzung, die mit

feinster Stahlwolle entfernt wurde.

 

 

 

 

Beim ersten Antesten am Verstärker fiel sofort auf, dass der Hals-Pickup zu leise und indirekt daherkam. Entsprechend wurden gleich

beide Fräsungen für die Tonabnehmer mit Schaumstoffstreifen/Moosgummi zusätzlich ausgefüttert, um eine höhere Einstellung

unter die Saiten zu ermöglichen. Die Saitenlage und Pickupabstände sind jetzt optimiert.  Die tiefe H-Saite fügt sich lückenlos

und ohne Schwächen in das klangliche Gesamtbild ein.

 

 

 

 

Irgendwer hatte dann auch noch den Rand vom Elektronikfach angeknabbert. Der Lack ist dort stellenweise bis auf das Holz herunter.

Das kann doch nur passieren, wenn man dauernd an die Elektronik muss und nicht den Trick zum Öffnen kennt. Was für'n Trick?

Hm, alle Schrauben erstmal heraus aus dem Deckel und dann vorsichtig mit einem kleinen Schraubenzieher in einer der Schrauböffnungen hebeln.

Mit Lack wurde die runter gefressene Stelle Schicht für Schicht wieder aufgefüllt. Das mittlere Bild zeigt unten eine Lage des noch nicht durchgehärteten Lackes. Der Korpus vom BTB405QM besteht aus Basswood (Linde) mit einer kräftigen Decke aus Quilted Maple.

 

Als Brücke werden singuläre sogenannte Mono Rails verwendet. Der Saitenabstand (string to string) liegt bei klassischen 19 mm. Einfache

Rails gibt es schon für einen Stückpreis von 5 - 10 Euros. Für ein individuelles Stringspacing bei Selbstbauprojekten empfehlenswert. Die des

BTB sind aber besonders, weil sie unterfräst sind. Dadurch ergibt sich ein steilerer Winkel mit erhöhtem Andruck für die Saiten - sehr schön. 

  

 

 

 

Hipshot bietet beispielsweise im Hochpreissegment für Stück 30 $ Listenpreis eine eigene Variante an. Diese Triple-Lock Down Bridges

funktionieren als normaler Toploader oder eben auch mit einer String-through-Body Option. 

 

 

 

 

Was gab es sonst so? Die Mechaniken waren dermaßen lose, dass sie fast von der Kopfplatte fielen und die Drehknöpfe nur so schlackerten.

An dieser Stelle geht natürlich Schwingungsenergie unnötig verloren, wenn man nicht alles wieder festschraubt. Die Saiten waren komplett

im Arsch - sprich versifft und direkt tonlos. Wir haben uns bei der Neubesaitung für Warwick EMP Stainless Steel entschieden.

Dank einer Enhanced Molecular Protection (nicht spürbares dünnes Coating) kann man auf eine erstaunliche Langlebigkeit setzen.

 

 

 

 

Linde allein ist ein eher warm und tief klingendes Holz. Da bringen Stainless Steel Strings den nötigen Knack in die Bude. Dieser wird von

der Ahorndecke zudem unterstützt. Schalten und walten kann man reichlich am BTB. Als Extra fällt die doppelstöckige Mittenreglung auf.

Unten wählt man den zu bearbeitenden Frequenzbereich und oben hebt man an oder senkt ab.  Zählt man die Lackausbesserung nicht mit,

ist der zeitliche Rahmen für solch eine Geschichte mit gut 4 Stunden zuveranschlagen. Tja, so ganz auf die Schnelle renovieren - etwas braucht

es also schon. Wer sich nicht selbst ransetzt, bezahlt beim Fachmann eine schöne Stange für den Service.

 

Heraus kommt ein überdurchschnittlich gut eingestelltes Instrument mit überzeugenden Klangqualitäten.  Zu Beginn hätte ich mir ehrlicherweise

das Endergebnis nicht so vorgestellt. Für seine Preislage also ein mit viel Potential ausgestattetes Instrument made in Korea. Ich wundere

mich daher, dass in letzter Zeit relativ viele dieser Bässe gebraucht angeboten werden. Als neuer Besitzer gab mir Holger vor kurzem

ein Feedback. Nach seiner Spielerfahrung gibt es nichts mehr zu beanstanden. Der Bass bereitet ihm reichlich Freude!

 

 

 

 

Ibanez BTB 605 BG

 

 

 

 

Das war ein Online-Angebot. Keiner wollte - ich schon. Kleines Geld - große Leistung ! Leichte Esche mit Bubinga-Decke ergeben mit allem,

was es sonst noch für einen Bass braucht, ein Gesamtgewicht von fröhlichen 4,32 Kilogramm, was für einen ausgewachsenen 5 String mit

35 Zoll-Mensur eher schon lässig wirkt. In der Vergangenheit hatte ich schon mal einen BTB 5 String mit durchgehendem Hals auf

Mahagoni-Basis in den Fingern, der nachdem er eine Noll-Elektronik bekam förmlich aufblühte. Der oben gezeigte BTB405QM hatte

das allerdings nicht nötig und kann sein Klangvermögen auch mit seiner Originalausstattung voll ausspielen.


 

 

 

 

 

Zurück zum aktuellen BTB605BG, der wohl rund 10 Jahre auf dem Buckel haben dürfte. Angeblich eine Ibanez Sonderserie. Was sind die

ersten Geschichten, die anstehen, wenn wir so ein Teil auf den Tisch bekommen? Mechaniken festschrauben,  die ja nach so langer Zeit

meist immer recht lose förmlich am Headstock hängen. Wir erreichen durch Festdrehen eine schwingungsoptimierte Kopplung der Saiten

mit der Holzkontruktion der Basses.

 

Klar, dass der Halswinkel kontrolliert und nötigenfalls angepasst wird. Das gilt auch für die Halsdurchbiegung und wird hier an einem

Double Trussrod erledigt. Stimmt die Saitenlage sind oft die Pickups zu unterfüttern. So ist eine passende Höhe einstellbar, die oft

ein nach oben Herausdrehen erfordert. Oben rechts (letztes Bild) sieht man gut die Bemühungen des Herstellers, die Einpassung des

Halses günstig zu gestalten (eingeklebte Streifen), was für den persönlichen Bedarf nicht immer ausreichend ist.

 

 

 

 

Eine echte Decke aus Bubinga, nicht nur Furnier. Die Saitenlage ist momentan noch ultraflach und darf etwas höher sein. Das Stringspacing

am Sattel beläuft sich auf 9,5 mm. An der Brücke kommen wir auf den Fenderstandard von geräumigen 19 mm. Das wirkt erwachsen.

Bei wem die Noten noch nicht flüssig tanzen, sondern eher von Ton zu Ton stapfen, der ist mit dem Format insgesamt vielleicht überfordert.

 

 

 

 

 

 

Wir tunen diesen Bass auf butterweiche Funkability und entscheiden uns für Dean Markley Nickel Steel Signature Saiten (40, 60, 80, 100, 128).

Um ein ausgeprägtes Gefühl für das Instrument zu bekommen, spielen wir  - wie so oft - auch diesen Bass viel ohne Strom, also unverstärkt.

Immer legen wir ihn beiseite und finden, dass da doch etwas fehlt, wenn er am Amp angeschlossen ist. Diese Unzufriedenheit hält weiter an.

Das führt zum Gedanken, die Elektronik zu tauschen, da ja ein ehemaliger Mitmusiker so gute Erfahrungen mit dem Noll-Preamp machte.

 

 

 

 

Musik Store Köln haut die Tage die Glockenklang 3-Band-Preamps als Preisbrecher raus. Will sagen, man zahlt mit Versand nur 119 Euro.

Also gilt es, die originale Geschichte auszubauen und gegen hochwertig neues Zeug auszutauschen. Was fällt aber dabei flach?

Die 18 Volt gehen auf 9 Volt herunter und die Parametrik der Mitten ist futsch. Das musst man natürlich vorher wissen.

Wer grundsätzlich einen Plan vom Löten hat, kann jetzt übrigens von uns die alte Ibanez Elektronik für 50 Ocken bekommen.

 

 

 

 

 

 

Welche Vorüberlegungen sind bedenkenswert, wenn es ein Austausch werden soll? Vor dem Ablöten der Altteile schnell Fotos schiessen.

An der Ausgangsbuchse kontrollieren wo der heiße Ausgang, die Masse und der Schaltkontakt für die Aktivierung der Batterie sitzt.

Immer schön an die Erdung der Brücke (hier 5 Monorails) denken und gleich mal schauen, wo jetzt die Pickups neu anzuschliessen sind.

 

Unten schon zu sehen: Weil die neuen Potentiometerachsen nicht alle weit genug aus der Decke schauen, muss man vor der Montage

im Fach etwas Holz wegnehmen. Das wird für den einen oder anderen schon ein KO-Kriterium sein und er sollte das Ganze bleiben lassen

oder zum Fachmann gehen, was dann doch schon eine gewisse lästige Hürde werden kann. Das zum Thema Spassbremse.

 

 

 

 

 

 

So, eingebaut ist die Glockenklang, Nun soll sie dann aber bitteschön auch die Glocken erklingen lassen. Nach den Mühen und Anstrengungen

der letzten Stunden reicht es nur noch für ein mattes "Ja, tut sie". Der Sound ist durchsichtiger, wirkt sogar deutlich direkter und hat

jetzt eine ausgeglichenere Offenheit mit angenehmer Mittendarstellung, die zur Zeit keine Wünsche offen läßt. Wer zwei 9-Volt-Blöcke

behalten will, weil der Platz eh da ist, verkabelt sie parallel und erhält dadurch eine verlängerte Spieldauer, was auch nicht schlecht ist.

 

 

 

 

 

 

Zweierlei fällt zum derzeitigen Stand der Dinge unangenehm beim Thema Handling auf. Die verriegelte Buchse für Zweihandbedienung ist Mist.

Im Zeitalter der ultraleichten Mini-Digital-Basstops zerrt man dazu den Amp von der Box, weil das zu stramm gezogene Kabel nicht mehr von

allein aus dem Bass kann. Was noch? Die Korpusoberfläche fällt schön zu den Rändern ab und zeigt im Anschnitt Sperrschicht und die helle Holzbasis. Das war es dann aber auch schon, was Konturierung anbelangt.

 

Wer den Bass nicht tief hängen läßt, bekommt eine harte Kante am Unterarm zu spüren und fragt sich warum? Na, weil es so wie es ist einfach gut aussieht. Aber das ist nichts für einen Großteil der Nicht-Metal-Fraktion (Alternate Fingerstyle über dem Bridge Pickup). Es klingt blöd, aber es tut einfach schnell richtig weh. Vielleicht muss man da noch mal mit der ganz groben Raspel ran - scheiß auf die Optik?! Na, vielleicht gibt es da eine passende weniger ruppige Lösung - mal sehen.

 

Ach ja, wir haben hier noch die Halsmaße: Vom Ersteindruck typisch Ibanez. Flach und breit. Aber das ist eher oberflächlich kommentiert.

 

   Halsbreite   1. Bund   48,9 mm

   Halsbreite  12.Bund   66,5 mm

   Halsdicke     1. Bund   21,7 mm

   Halsdicke   12. Bund   23,0 mm

 

Glücklicherweise ist der 5-streifige Hals nicht zu dünn ausgefallen, so dass er damit schon eher in die tradionellere Kategorie fällt.

Der Bass kommt insgesamt klanglich spritzig unverblümt ohne unangenehme Frequenzspitzen, aber doch auch schon mit Kompression.

 

 

 

 

Nicht jedem werden die großen Hörner gefallen. Der Zugang zu den höheren Lagen und eine Gesamtbalance am Gurt ist aber damit gewährleistet.

Ibanez hat wirklich gute Instrumente abgeliefert. Die Tonabnehmer sind keinesfalls zu verschmähen. Wie immer braucht es meist nur

etwas Hege und Pflege und etwas guten Willen, um sich um eine persönliche Abstimmung zu kümmern, die die alten Schätzchen wieder

ganz noch vorne bringt. Der Frühling ist übrigens nicht mehr aufzuhalten und bringt zudem neue Spielfreude in die Hütte. Jetzt aber mal

noch schnell raus an die überraschend lauschige Luft.

 

 

 

 


B r e a k i n g   t h e   E d g e 

 

 

Der Bass macht Spaß, spielt sich trotz der Halsbreite flüssig und klingt. Die Unterarmauflage nervt mittlerweile so, dass was unternommen

werden muss. Auf Feile oder Raspel wird dabei verzichtet. Der Komfort sollte bei nahezu unveränderter Optik ein ganzen Stück nach vorne

kommen. Wir hatten dieses Problem bereits bei einem G&L L-2000 Tribute Bass in umfangreicher Weise gelöst, was hier nicht vorgesehen ist.

 

 

 

 

Mit Kreppband wird wenigstens unterhalb der harten Kante eine Maskierung vorgenommen, damit der Schleifbereich eine saubere Abschlusslinie

erhält. Vorher sollte man verschiedene Spielhaltungen probieren (Sitzen, Stehen, ohne und mit Gurt, etc.), damit der mit Schleifpapier zu

bearbeitende Bereich passend festgelegt werden kann. Wir haben uns dreimal neu dran gemacht, weil es einfach noch nicht wünschenswert ausfiel.

 

 

 

 

Ist man endlich zufrieden, zieht man das Kreppband herunter und kümmert sich um das Finish. Das wurde dann hier mit Öl und Wachs erledigt.

Im Unterschied zum G&L Bass ist das Endergebnis optisch mit etwas Abstand kaum erkennbar, während der Unterarm erheblich bequemer

aufliegen kann. Das war der einzige Punkt in Sachen Ergonomie, der als Haar in der Suppe zu nicht unwesentlicher Verstimmung führte.

 

 

 

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