In den ersten Dekaden des letzten Jahrhunderts kam die E-Gitarre auf. Mit der elektrischen Verstärkung
wurde das Begleitinstrument in die Lage versetzt als Soloinstrument zu fungieren.
Dickbauchige Jazzgitarren bekamen einen Tonabnehmer verpasst und ungeahnte Perspektiven taten sich auf.
Bislang war ein großen hohler „Holzkasten“ wichtig für Lautstärke und Abstimmung der wiederzugebenden Frequenzbereiche. Die Elektrifizierung mittels Tonabnehmer und Verstärker machte dies zunehmend verzichtbarer.
Leo Fender reduzierte Ende der Vierziger Jahre die „Kiste“ auf ein Holzbrett. Das hat bis heute seinen Sinn für preiswerte Massenfertigung, die geringere Anfälligkeit für akustische Rückkopplungen (Feedback), einfachere Transportierbarkeit (Flugzeug) und höhere Unempfindlichkeit bei rauer Behandlung (Rock and Roll!). Oben im Bild
eine Telecaster (früher auch kurzzeitig als Broadcaster (Nocaster) bezeichnet). Mit ihr ist man bei Weitem nicht verdammt, nur Western und Country zu spielen ...
Nicht viel später, also im Jahre des Herrn 1954 n.C., hatte Leo Fender seine Stratocaster am Start bzw. am Markt.
Die Ansprüche waren gestiegen und die Konkurrenz hatte nicht geschlafen:
Im Vergleich zur Telecaster gibt es seither 2 Cutaways, 3 Tonabnehmer, Tromolo (hier nicht im Bild) und einen konturierten Body. Bis heute macht dieser Gitarrentyp wegen seiner vielseitigen musikalischen Verwendbarkeit
viele Musiker und natürlich Hörer glücklich.
Gibsons Antwort auf Fenders Telecaster: 1952 vorgestellt: Die Gibson Les Paul!
Keine Konturen wie später bei der Stratocaster, aber eine gewölbter Decke wie bei Jazzgitarren.
Zunächst mit P90-Pickups (große Singlecoils) und dann ab 1957 mit 2 Humbuckern bestückt.
Für jeden der beiden Tonabnehmer gibt es einen Lautstärke- und eine Tonregler (Volume and Tone).
Im Bild hier eine Gibson Les Paul Classic 1960 Reissue.
Trotzdem, dicke Jazzgitarren sind natürlich bis heute in ihren Anwendungsbereichen unverzichtbar und haben ihre Liebhaber: Gibsons Super 400 (18-Zoll-Vollresonanz-Archtop-Gitarre) mit Flatwounds über einen alten
Fender Deluxe Reverb ist traumhaft.
Zwischen Brett und Vollresonanz tut sich ein großes Feld auf. Kurz wollen wir das hier umreißen:
Bei Leo Fenders Produktionslinie findet man eine Telecaster mit Hohlkammern. Einem Korpusrohling werden zwei Fräsungen verpasst: eine oben, eine unten, in der Mitte bleibt das Holz stehen, dann wird eine Decke aufgeleimt.
Thinline heißt das gute Stück und wird nicht typischerweise mit Singlecoils sondern hauseigenen Humbuckern ausgestattet. „Nachteilig“ wird sicher für den Hersteller die vergleichsweise aufwendigere Bauweise sein, aber man spart als Musiker möglicherweise Gewicht, das an der Schulter zerrt und der Klang kommt perkussiver bzw. luftiger herüber. Ein ganz eigenständiger ansprechender Sound.
In der Gibson-Welt werden die dicken Dingen zusehends schlanker: ES 175, ES 335, ES 135, Epiphones Casino, etc. mit und ohne Sustainblock. Halbakustik-Gitarren sind das. Bestens für Cleansounds in Jazz und Fusion wie auch im rockigen Blues zu finden. Sieht man mal von Bo Diddleys Rechteck-Gitarre ab, wünscht man sich neben ansprechender Optik (90-60-90) ergonomische Formen:
Im Sitzen soll die Gitarre locker auf dem Knie/Oberschenkel liegen/stehen – spielen ohne Gurt!
Der Unterarm der Schlaghand findet gern eine passende bequeme Ablagefläche auf der Decke
Für einen denkbaren Bauchansatz wäre eine rückseitige Konturierung von Vorteil
Über einen Cutaway für die Erreichbarkeit der hohen Lagen freuen sich die Solisten
Geringes Gewicht wünscht man sich für lange Session-Nächte
Lästige Kopflastigkeit des Instrumentes wäre zu vermeiden, damit es vernünftig vor einem hängt
Eine Gesamtgröße, die den eigenen Körperproportionen entspricht (Bühnenwirkung und Handling)
Als Kunstwerk oder Statussymbol sind Formgebung, Holzauswahl, Hardwarebestückung,
Alter und Habtik nicht zu vernachlässigen (aber reine Geschmackssache).
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Halbwegs moderne Televariante von Yamaha:
Modell Pacifica 302s. Schönes Shaping, bequemes Handling.
Tipp: Der originale Hals-PU ist etwas belegt und nicht so offen, wie man es liebt. Der Steg-PU ist ganz okay.
Wer das Frollein ansonsten mag und gut mit ihr zurecht kommt, sollte ihr einfach ein Set Fender Vintage Telecaster Pickups spendieren. Es lohnt sich!
Der Klang wird vokal eingefärbt. Die neutrale Nüchternheit der Yamaha-PUs
ist flugs vergessen und man kommt
dem Original von Fender ein ganzes Stück näher.
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