Esaite-Berichte: HAGSTROM Viking Deluxe Tremar
Hier kommt eine Hagstrom Viking Deluxe Tremar, deren aktueller Preis nach wie vor bei EUR 699 liegt. Der Korpus besteht vollständig
aus laminiertem Ahorn. Mittig findet man innen einen massiven Centerblock für mehr Sustain und gegen Feedback. Der Hals mit einer Mensur
von 628 mm wurde aus kanadischem Hard Maple gefertigt. Die Waage zeigt für das Konglomerat namens Viking übrigens 3,95 Kilogramms an.
Der Bezeichnungszusatz Tremar weist schon auf ein old fashioned bigsby-like Vibratosystem hin. Zur Super Swede und Special P90
finden sich hier auf der Esaite.de schon Berichte. Von daher spare ich mir diesmal das eine oder andere.
Auf dem Saitenhalter für das Tremolo findet sich im Firmenlogo der Hinweis auf schwedisches Design. So ist das heutzutage: Damit ordentlich
was verdient werden kann, geht es mit den heimischen Ideen wegen der Niedriglöhne immer gern mit der Massenproduktion nach Fernost (China, Indonesien, etc.) Das Bridge-Design müßte aber eigentlich eines von Trevor Wilkinson sein (Lizenznachbau). Die Original Pickups nennen sich HJ-50:
Bridge PU kOhm 7,99
Neck PU kOhm 7,13
both kOhm 3,77
Die Humbucker passen gut zur Gitarre und klingen ausgezeichnet. Da gibt es rein gar nichts zu meckern und zu jaulen. Es sei denn, man will sich
noch ein Stückchen weiter in Richtung Gretschsound orientieren. Perlige Höhen und bauchiger Anschlag, schmatzend und feinfühlig ...ja, ja !
Vielleicht geht da ja noch was?
Soll es nun in die gretschige Richtung gehen, stellt sich die Frage, was dafür nehmen? Filtertrons! wäre die erste natürliche Reaktion.
Als nächster Reflex stellt sich automatisch TV Jones ein. Soweit erstmal die üblichen Optionen. Das Grundkonzept "schwache Spulen mit starken
Magneten" ist aber auch deutschen Spezialisten bekannt. Ein Beispiel wären da auch Häussels Tronbuckers /"Acy" Holger Diepold.
Unsere Wahl fällt aber dieses Mal auf D-Trons aus den Hause Duesenberg. Es gibt genügend Youtube-Filmchen mit Duesenberg-Gitarren,
die mit diesen Pickups ausgestattet sind. Hat man sich davon genügend angesehen, gibt es kein Halten mehr.
Weil die D-Trons im Humbuckerformat hergestellt werden, dürfte der Austausch kein ernstes Problem darstellen. Allen Ernstes
sind die 196 Euros, die für zwei Tonabnehmer fällig werden natürlich kein Pappenstiel. TV Jones und Häussel liegen beim Pärchenpreis aber
schon locker bei Minimum 250 Euros.
Die grundsätzlichen Varianten für einen Austausch bei Semi-Acoustics wären "Quick and Dirty" versus "Amtlich und Korrekt". Letzteres heißt,
die neuen Tonabnehmer genauso einbauen und verlöten wie es die originalen Teile waren. "Q 'n D" lassen wir an dieser Stelle aus hoffentlich verständlichen Gründen vorerst unerwähnt - Ich sach nur Knieptang, oh oooh.
Nun ja, der Halspickup ist mit dem Volumenregler verbunden. Für den Austausch gegen den entsprechenden D-Tron PU muss also das Poti ausgebaut
werden. Da das F-Loch ausreichend weit ist, kommt man an die Innerein bestens heran, will sagen: diese kommen leicht heraus. Der grüne Draht ist schon der Heiße vom neuen D-Tron.
Vor dem Austausch kommen erstmal die Saiten runter. Wer einen Blick auf das Resonator Wood-Fretboard riskiert, wird der nicht unüblichen
Staub- und Schmuddelspuren gewahr und macht sich voller Erbarmen an die Säuberung - hm, Birkenholzfuniere unter Luftabschluss verklebt.
Bei der Gelegenheit lassen sich die Halsmaße entspannt ermitteln:
Breite Stärke
Sattel 43,0 mm 1. Bund 19,5 mm
5. Bund 47,6 mm 5. Bund 19,9 mm
12. Bund 53,0 mm 12. Bund 22,0 mm
Nach der Erinnerung sehr dicht an den Dimensionen der Super Swede. Die Werte bei der Special P90 weichen doch schon etwas davon ab.
Insgesamt also eher flach und tendenziell breit. Dabei vielleicht etwas kantig, aber insgesamt gut gemacht und lässig/entspannt
zu bedienen. Mit derartig gestalteten Hälsen werden die meisten Leuten ziemlich gut zurecht kommen.
Sind die Pickups mit ihren Rähmchen demontiert, eröffnet sich ein eher grausiges Verarbeitungsspektakel, das jedem ordentlichen Handwerker
die Tränen in die Augen treibt - ne, ist klar, musste schnell gehen und sieht ja eh kaum einer jemals. Ich sag nur Listenpreis: Achthundert Euro.
Aber das ist genau umgekehrt! Eine Maschine hätte diese Aufgabenstellung hier mit technischer Präzision einwandfrei abgearbeitet. Also ist
das Ganze nichts als ein schlüssiger Beweis für noch echte Handarbeit - bzw. vorsichtig ausgedrückt sogar allenfalls - leicht entglittene Handwerkskunst.
Der Stegtonabnehmer wird getauscht. Ein- und Ausbau sind fix erledigt. Und da fällt es mir wieder ein: Knieptang. Nach dieser Methode
wird also nicht nur von Pfuschern - 'tschuldigung - oder in der Not gearbeitet, sondern auch rein professionell im chinesischen Werk von Hagström:
Abkeifen und was Neues anlöten. Siehe oben 9tes Foto "Zustand unverbastelt".
Das geht ja nun ratzfatz und spart dabei so manches Mal einige Stunden Arbeitszeit für den Fall, dass normalerweise alle Potis raus müssen und diese mit ihren Strippen aus den Pickupöffnungen gezogen werden, weil die F-Löcher sehr schmal sind. Heimlich reibe ich mir die Finger, weil der Vorgang
nach "originaler Vorgabe" sehr schnell abgeschlossen werden kann. Gut, wir spendieren wenigsten Schrumpfschlauch für die Isolierung statt
des vorher verwendeten jämmerlichen Klebebandes.
Wie könnte man den Werkszustand der Fräsung für den Hals-PU freundlich bezeichnen? Tja, ich will mein Resthirn nicht weiter unnötig belasten,
es wird ja auch langsam spät. Sagen wir einfach: Von Hand angepaßt. Das klingt doch irgendwie reell. Oder liegt man damit sehr daneben?
Sind da unter Umständen gut gemeinte Reste von Abschirmlack?
Wie ungemein entspannt fühlt es sich doch an, wenn man das alles vergessen kann, weil die neuen Pickups von Duesenberg eingebaut sind.
Also, ich finde die sehen richtig super aus und geben der Gitarre soetwas wie den Touch des Besonderen.
Duesenberg D-Tron Herstellerangabe Bridge 4,8 kOhm, gemessen 4,39 kOhm
Duesenberg D-Tron Herstellerangabe Neck 4,4 kOhm, gemessen 4,36 kOhm
Also, entweder wurde ein Pickup falsch verpackt oder die hauseigenen Spezifikationen werden von Duesenberg nicht so genau eingehalten.
Was den Klang betrifft ist das allerdings in der Praxis nicht unbedingt empörend oder gar entsetzlich. Mit einer passenden Einstellung
der generellen PU-Höhe und der, der Polepieces findet man sich schlussendlich gut zurecht. Mir gefällt das Ergebnis der Aktion und
die Gute wäre bei mir durchaus bestens aufgehoben, auch wenn ich nicht "Setzer" heiße. Leider ist das aber keine Klampfe aus dem eigenen Fuhrpark. Und so freut sich hoffentlich der eigentliche Besitzer über die gelungene Gretschifizierung dieses chinesischen Wikingers.
Einige kleine Hinweise und Bemerkungen wären in dieser Angelegenheit wohl noch nachzutragen. Mal schauen, wann dazu Gelegenheit ist.
Wer an den originalen HJ-50 Pickups Interesse hat, kann diese (das Paar) gegen 75,- Vorkasse zzgl. Versand (nach eigener Wahl) bekommen.
Es lohnt sich. Email findet sich unter "Kontakt".