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Esaite-Berichte: Sterling by MUSICMAN SUB Silo 3
Noch zu D-Mark-Zeiten befanden sich kurzzeitig eine Musicman Silhoutte in butterscotchfarbener Lackierung und eine Musicman Albert Lee
aus Southern Ash in meinem Bestand. Das waren hochpreisige Gitarren, die es aber nicht lange bei mir aushielten. Oder eher andersherum.
Manchesmal ist die Zeit eben noch nicht reif oder der Interessenschwerpunkt liegt einfach woanders.
Heute zeigen wir in Bild und Text eine Fernostausgabe der Silhoutte aus dem Tiefpreissegment: Die Sterling SUB Silo 3 aus Indonesien.
Preislich liegt man zwischen 250 und 300 Euros, wenn man sich soetwas zulegen möchte. Die nächst teureren SUB Silo 30 und Silo 30D
werden als Chinaware für 500 bis 800 Euros angeboten. Die Chinesen verwenden wie so oft Linde (Basswood) für den Korpus,
die Indonesier das lokale Jabon Wood.
Jabon Wood kennt hierzulande kaum einer und ist wohl in der Gitarrenindustrie auch neu. Das billige leichte Holz ist schnellwachsend und
von heller gelblicher Färbung. Es wächst vom Meerespiegelniveau bis zu in einer Höhe von 1.000 Metern. Die Holzverarbeiter stufen es als
weiches ziemlich astreines aber ausreichend stabiles Material ein. Es schrumpft nur wenig und lässt sich schnell trocknen.
So wundert es auch kaum, dass die SUB Silo 3 nur knappe 3 Kilos (incl. neuer Steelblock) wiegt, was ein äußerst komfortables Gewicht darstellt.
Die Konturen und Formgebung der Gitarre sind ja für das ermüdungsfreie Handling ohnehin extrem angenehm.
Frisch aus dem Karton geht es gleich per Kabel in den hiesigen Marshall. Nach einer halben Stunde sind die Fingerkuppen verdreckt und das
Griffbrett eingeschmuddelt. Siehste, zwar gute Fertigungsqualität, dann eben doch eine Billiggitarre.
Das ist, wie wir noch sehen werden, relativ Unfug. Lediglich die Werkssaiten (Steel 009-042) sind hier von schlichter Qualität.
Was man aber vom Gesamtklang beim Ersteindruck nicht sagen kann. Das Ganze klingt clean und im HiGain-Modus sehr nach Fender/Musicman,
wie man es erhofft. Schön knackig drahtig mit reichhaltiger Obertonbestückung.
Erste Maßnahmen für die Optimierung sind ein String Tree (Saitenniederhalter) und ergänzende Federn für das Tremolo.
Leider wurde das Tremolo mit seinen Bolzen nicht ganz mittig montiert, so liegt die dünne E-Saite etwas nah am Griffbrettrand.
Saitenwechsel.
Wir haben uns von DR Strings einen Satz Tite Fit 0095-044 geschnappt und aufgezogen. Die sind minimal dicker und
nickelbeschichtet. Was kommt dabei heraus? Das Griffbrett verdreckt nicht mehr. Die Gitarre klingt erwartungsgemäß voller.
Aber insgesamt hat der Klang dabei auch gelitten. Wieso das? Die Brillanzen und der Knack verschwinden und im Vergleich
zum Ersteindruck stimmt irgendetwas grundsätzlich nicht mehr.
Wer bereits vorab die Fotos durchgescrollt hat, weiss wohl was kommt. Wir haben uns das Tremolo genauer angesehen. Saitenreiter und Block
bieten Verbesserungspotential. Beides scheint aus Zinkguss gefertigt. Also kommen neue Brückchen aus Edelstahl und ein Steelblock
auf den Tisch des Hauses. Die neuen Brückchen (Breite 10,5 mm) wiegen genauso viel wie die Originale (verchromt).
Beim Stahlblock ist dann der Unterschied der Ausmaße als auch im Gewicht erheblich. Hier steht es 131 Gramm zu 309.
Die neuen Saitenreiter kann man für 20 bis 40 Euros bekommen. Ein Stahlblock kostet um die 25 bis 60 Euros. Dafür könnte man sich
insgesamt beispielsweise von Wilkinson bereits ein komplett neues Tremolosystem besorgen. Die etwas besser gemachten Tremolos sind
schon ab rund 50 Euros im Handel käuflich zu erwerben. Damit gibt es eine preislich überschaubare Option, die SUB Silo 3 zu optimieren.
An anderer Stelle hört man auch gelegentlich Gemeckere über die Pickups. Wir haben die Teile mal durchgemessen. Für einen ersten Überblick
kommen hier die kOhm-Werte:
Bridge PU 9,50
both 2,44
Middle PU 4,95
both 2,55
Neck PU 5,00
Der Brücken-Tonabnehmer hat also ein angehobenes moderates Niveau, während die Singlecoil-Kollegen von den Werten her
im klassichen Bereich verweilen. Der Output ist allerdings erheblich höher als bei Fender-PUs.
Sowohl am Marshall, am Vox Pathfinder als auch am Fender Supersonic gehen die Klangergebnisse von absolut in Ordnung bis ausgezeichnet.
Nach unserer Erfahrung gibt es hier eigentlich nicht viel zu kritisieren. Das große Aber ist natürlich wie immer das
große Thema Geschmackssache. Nachdem wir das Tremolo auf Stahl umgebaut hatten, waren mit den neuen Saiten keine Abstriche
mehr zu verzeichnen. Ganz persönlich ist clean gespielt nur der Neck-PU und seine Kombi mit dem Middle-PU nicht ganz 100%
nach meinem Gusto. Mit reichlich Zerre singt hingegen der Neck-PU vortrefflich. Auf den Sound angesprochene Kollegen konnten bei
der letzten Jam-Session nicht glauben, was die Gitarre kostet.
Wenn Sie einmal hier schauen möchten? Die Polepieces der Singlecoils sind staggered. Die des Humbuckers dagegen bei beiden
Spulenkörpern even. Schraubbare Polepieces für eine eventuelle Lautstärkenanpassung also Fehlanzeige.
Für die Intessierten hier noch auf die Schnelle die Halsmaße des Maplenecks:
Halsbreite Halsstärke
Sattel/Nut 42,3 mm 1. Bund/ 1st fret 20,5 mm
5. Bund/ 5th fret 47,5 mm 22,3 mm
12. Bund/ 12th fret 52,8 mm 23,3 mm
Der Hals mit seinen Medium Jumbo Frets ist gut gemacht. Man darf ruhig unterstellen, dass wir hier das übliche kanadische Ahorn
mit leicht asymetrischem Shaping vorliegen haben. Der Saitenniederhalter sollte schon noch montiert werden.
Der Winkel über den Sattel erscheint für die D-, G- und H-Saite zu flach. An den Mechaniken gibt es bisher nichts zu bemängeln.
Sicher kann man diese auch gegen hochwertigere mit niedrigeren angepassten Wickelachsen (Staggered Posts) und
Klemmmechanismus (Locking Tuners) austauschen. Da wären die üblichen Verdächtigen nebst anderen, Hersteller wie Sperzel oder Hipshot.
Wenn man den Spezialisten Glauben schenken darf, wird der Klang einer Gitarren zu bis zu 70% von der Qualität eines Halses bestimmt.
Wir haben über Jahre auch schon einiges an Hälsen getauscht und verbaut. Ab und an ist das auf diesen E-Seiten auch beschrieben.
Der spürbare Einfluss hat erfahrungsgemäß weniger mit Gitarren-Vodoo zu tun. So kommt man hier konkret zu dem Schluss,
dass das verwendete Jabon Wood, auch wenn es preiswert zu haben ist, keine unvorteilhaften Auswirkungen für die Performance
des Instrumentes zeigt. Jabon wird nicht zu Unrecht auch mit Basswood verglichen. Vielleicht liegt es aber durchaus mehr in Richtung
Erle, Pappel und Co. als man zunächst denkt.
Gerade letzte Woche kam eine Anfrage, ob wir dazu raten würden, einen US Fender Jazz Bass Deluxe anzuschaffen.
Was soll man bei einer so allgemeinen Frage antworten? Kennt man den Spieler und seine Vorlieben, kann das unter
Umständen gelingen. Von Fender hatten wir sowohl Bässe als auch Gitarren aus der US Deluxe-Serie in den Fingern.
Man sollte sich da bitte ein konkretes Instrument in die Hände nehmen und es - wenn möglich - ausgiebig in verschiedenen Spielsituationen probieren.
Die Produktionsreihe allein lässt zunächst nur preisliche und optische Gesichtspunkte und ein dazu allgemeines Qualitätslevel erwarten.
Schaut man sich Live-Konzerte oder Videos an, helfen einem ein ganzes Bündel an Fragen wie zum Beispiel "Wer spielt, welcher Amp wird genutzt oder welche Saiten sind aufgezogen, sind die Pickups noch original, irgendwelche Effekte?" Die Reduktion auf das Instrument einer Serie im Allgemeinen oder einige wenige Aspekte bringt oft nicht viel, da wir es hier mit komplexen Zusammenhängen zu tun bekommen. Ach, klingt das kompliziert...
Oft hilft einem, wenn man im Abwägen und der Denkerei stecken bleibt, Probieren und das berühmte Bauchgefühl.
Gut, in der Praxis der kommenden Monate wird sich schon noch ergeben, ob sich die SUB Silo 3 auf Dauer bewähren kann.
Wenn jemand gerade eine E-Gitarre sucht und sich nicht scheut, am Tremolo etwas zu schrauben, der sollte zuschlagen.
Bevor man sich am Tremolo zuschaffen macht, könnte man es auch mal mit Stahlsaiten versuchen (z.B. Pro Steels von D'Addario).
Hier wird zum Einsteigerpreis etwas geboten, das auch den Profis nicht die Schamesröte ins Gesicht treiben wird.
Die anderen können bei ihrem " nur teuer ist gut" bleiben.
Danke für die Emails zu diesem Bericht! Den Tremoloblock wollen doch nun einige gern tauschen. Doch woher soll ein passendes Exemplar
kommen? Zunächst einmal empfehle ich, die Maße selbst zu nehmen: das meint die Abstände der Befestigungsschrauben (unter den Saitenreitern)
und die Position im alten Block für die Fassung des Hebels/Arms. Zu beachten ist unter Umständen natürlich, dass die alten Schrauben in die Gewinde des neuen Blocks passen. Das ist aber nur nötig, wenn der neue Block ohne Schrauben kommt. Nehmt doch einfach direkt ein Komplettsystem von Wilkinson, statt das Originalteil auseinander zu schrauben, um Block und Reiter zu ersetzen. Ich zerlege jetzt mein Teil nicht noch einmal - sorry.