Sieht gut aus, hat ordentlich Output und heißt Lakland Skyline 5502DLX MN QM Nat. Wir haben zwei dieser Bässe in der Deluxe Version begutachtet, in der Praxis erprobt und berichten über unsere Erfahrungen. Die Firma Cort in Indonesien (vormals Korea) schickt die lackierten und besaiteten Rohlinge in die Vereinigten Staaten. Dort werden sie mit der hauseigenen Elektronik (LH3) und Pickups bestückt. Unter Saitenspannung kommen die Instrumente zur Bundabrichtung in eine Plek-Maschine aus deutschen Landen. Daher auch die spitzenmäßige Bundbearbeitung, die scharfe
Fret Ends eliminiert und eine ausgezeichnete Saitenlage ermöglicht.
Wenn das mal keine vorzügliche Ausgangslage ist. Erklärtes Ziel mit diesen Bässen war die Vereinigung der klassischen Bass-Sounds in einem Gerät. Hier soll also Fender Precision -, Jazz Bass - und Musicman Stingray - Sound erzeugbar sein. Die vormals verbauten Bartolini-Pickups waren für
dieses Vorhaben angeblich nicht optimal geeignet. Aber selber herstellen ist ja unter Umständen oft auch günstiger als woanders einkaufen.
Diese Laklands sind dreiteilig aus Sumpfescheplanken zusammengeleimt. Der Hals ist im ersten Fall aus einem Stück Ahorn gefertigt, wobei der Faserverlauf der Jahresringe hier glücklicherweise von vorne bis hinten durchgängig ist. Das Maple-Fretboard ist optisch unauffällig aufgeklebt.
Im zweiten Fall gibt es ein Rosewood-Fretboard. Hochglanz bietet nur der Body - nicht der Hals, was zumindest auf der Griffbrettseite
ganz nett gewesen wäre. Der leicht honigfarbene Bass (Natur, Amber wäre etwas dunkler) bringt eher luftige 4.090 Gramm auf die Waage.
Was sagt die Dame des Hauses nachdem wir das neue frische blonde Gift in die Finger genommen haben? "Na, Freude sieht aber anders aus!"
Recht hat sie. So viel Geld für einen so schönen Bass und dann das: Die Saiten laufen nicht mittig über den Hals, so dass die G-Saite
viel zu dicht über der Griffbrettkante schwebt. Entsprechend zuviel Platz hat die dicke H-Saite. Dazu noch eine miese Saitenlage und
völlig unpassende Werkssaiten. Wie klingt der Kollege? Na, zunächst halt laut und lasch.
Ich hatte erstmal die nächsten Wochen keine Lust das Ding weiter in die Hände zu nehmen und irgendjemandem von dem Basszugang
zu erzählen - außer natürlich dem Verkäufer, der nach langem unseligen Hin- und Her mit einem kleinen Preisnachlass daherkam. Kann
man das alles unter dem Begriff des sogenannten "Cort-Problems" summieren? Der Zulieferer baut also gern mal die Brücken
falsch ein. Kann das sein, dass wir einen schönen Spalt in der Halstasche haben? Ach was!
Nach einer Weile und dem dringenden Saitenwechsel (Yamaha Stainless Steel gegen D'Addario Nickel) kam doch noch der Befreiungsschlag.
Raus aus dem Elend und ran an die Brücke. Heraus mit den etwas piefigen vier orignalen Schrauben, das Teil versetzen, die alte Löcher
dicht machen - neue bohren. Mit hochwertigeren und etwas längeren Edelstahlschrauben kommt die Brücke nun an die richtige Stelle.
Damit kommt man in der Bespielbarkeit und der Definition im Klang schon dem etwas näher, was man erwarten darf.
Die Chefs Dan Lakin und Hugh McFarland von Lakland sollten sich mal überlegen, wie es denn mit besseren Brücken wäre?
Eine Verstellmöglichkeit für ein individuelles Stringspacing würde doch schon helfen, die unglückliche Brückenposition auszugleichen.
Andere Hersteller haben das doch bereits ewig im Programm: Bass Bridge Saddles mit Rillen oder seitlich verstellbaren Saiten-Auflagen.
Wenn es mit der Präzision nicht so hinhaut, sollte man sich (und den Kunden) doch etwas mehr Variabilität ermöglichen - Mamma mia.
Der Sprung ins kalte Wasser nach der Enttäuschung hat auch andere überzeugt. Hier kommt ein weiterer 55-02 auf den Tisch, der sich
über etwas Pflege und Einfühlungsvermögen freuen kann - beziehungsweise sein stolzer Besitzer, der bei JustMusic zugeschlagen hatte.
Ganz nebenbei noch der Tipp, dass wer online ordert, vor dem Bezahlen die tatsächliche Verfügbarkeit erfragen sollte.
Gern werden die Teile im Sommer verkauft und wenn man nach einer Weile nachfragt, wo das neue Schätzchen denn bleibt,
heißt es plötzlich: "Leider frühestens ab Oktober wieder lieferbar". Schöne Grüße in diesem Zusammenhang nach Ibbenbüren...
Der nächste Lakland in Cherry Sunburst wartet schon. Nicht deshalb, weil hier zwar der Saitenverlauf auch nicht ganz zentral über den Hals geht
- die Saitenabstände zum Rand hin sind ganz okay -, sondern da die Saitenlage alles andere als bequem und einladend von Haus aus eingestellt ist.
Vielleicht müsste man auch immer mal genauer sehen, ob die Punkteinlagen überhaupt als Referenzpunkt für die Mittigkeit was taugen.
Dazu die nächste Überlegung, ob es nicht auch ein nicht ganz zentrierter Sattel oder ungleichmäßige Schlitze sein können, die den Saitenverlauf
ungünstig beeinflussen? Naja, besser man kontrolliert den Saitenabstand der äußeren Saiten zur jeweiligen Griffbrettkante am Sattel und
am Ende der Halstasche.
Bohrmehl und Holzfaserreste gehören auch im Hochpreissegment zum industriellen Auslieferungszustand! Da sollte man sich keinen Illusionen
hingeben. Damit einer mal pustet und mit dem Lappen drübergeht, muss man noch erheblich mehr Geld in die Hand nehmen...
Allein das hauchdünne attraktive Deckenfurnier (DLX) auf der Esche kostet als Upgrade bei der Deluxe Variante gleich einige Hunderter mehr.
Zurück zur Blondine. Auch bei ihr wird der Halswinkel korrigiert. Eine genaue Anpassung beim Hersteller entfällt. Wer nicht weiss, wie
groß der Unterschied sich bemerkbar macht, hat keine Ahnung, was ihm entgeht und kann sich immernoch ins "Nee, hier wird nicht gefummelt,
das bleibt alles schön original" flüchten. Mit Schlechtreden hat das nun wirklich überhaupt rein gar nichts zu tun. Aber auf das Risiko einer
Wiederholung hin, fällt mir noch der Spruch ein "Lieber das bekannte Elend als das unbekannte Glück".
Jüngst bekam ich Besuch von einem netten Herrn mit seiner Martin-Gitarre. Er hatte sich jahrelang um nichts weiter gekümmert, als dass
der richtige Name auf der Kopfplatte steht (Okay, das ist jetzt gemein. Also, er ist nun wirklich musikbegeistert!). Wegen der ausserordentlich beschissenen Saitenlage, hatte er immer mit viel Kraft die Saiten auf die Bünde gepresst (er hält das für normal) und damit die Stäbchen
inzwischen so gut wie ruiniert. Helfen lassen wollte er sich nicht, stattdessen zog er beleidigt von dannen und meinte, dass nun aber echt mal
neue Saiten drauf könnten - na denn, wenn's hilft.
Hier gleich unten exemplarisch zwei Abbildungen von Kratzern und Unsauberkeiten der Lackierung. Die wird angeblich unter Speziallampen
von Lakland in Chicago kontrolliert. Dann müssten die feinen Herren, das ja gesehen haben. Aber vielleicht war wieder mal "grüne Woche"
und da wird sowas bekanntlich immer gerne mal durchgewunken. Gefunden haben wir noch weitere kleine Macken, aber gut, was soll's?
Wenn man damit erstmal anfängt, findet man ja eh so schnell kein Ende...
Man kann es bei genauem Betrachten des ersten unteren Fotos gerade noch erahnen: Unter dem Lack sind noch grobe Schleifspuren vorhanden.
Vermutlich hat Lakland die Einkaufspreise bei Cort so dermaßen gedrückt, dass nun dort für Feinschliff wirklich keine Zeit mehr übrig ist.
Wie an andere Stelle berichtet, haben wir u.a. dem Lakland einen Schlagschutz spendiert. Im Slap-Modus wird mit dem Deckenschoner
die Oberfläche nicht mehr von den Fingernägeln angegriffen.
Nach der Einstellung der Saitenlage übrigens nicht vergessen, die Pickups in der Höhe passend zu justieren. Dabei immer daran denken,
dass man den Output-Pegel für den aktiven Modus im Elektronikfach anpassen kann, damit die Vorstufe des Amps nicht ungewollt in die
Zerrung getrieben wird. Genauso ist zu probieren, welche der einstellbaren Mittencenterfrequenzen, die besten Ergebnisse liefert.
Angeboten werden 275, 600, 900 und 1.100 Hz. 600 Hertz ist der voreingestellte Standardwert.
Das ist nicht ganz unwichtig für einen geschmackvollen Funkysound in der Panoramaregler-Mittelposition (Mitten etwas wegnehmen, aber
nicht ganz, Bässe dazu leicht anheben) oder für einen knurrenden Pastoriussound am Steg. Aber wichtiger ist mit Sicherheit, die eigenen
Vorstellungen zu verwirklichen, als die ausgetrampelten Pfade ewig weiterzulaufen oder sich in einer Endlos-Kopierschleife wieder-
zufinden. In diesem Sinne kann man den Wurzeln auf angemessene Weise verbunden bleiben, wenn man gegenüber Neuem und wohlmöglich
dem Eigenen aufgeschlossen ist.
Die Fräsungen für die Pickups sind eigentlich, wie sonst bei anderen auch, recht großzügig ausgefallen. Allerdings, wegen der schwarzen
Lackierung und dem Schwarz der Pickups fällt das nicht so ins Auge. Da der Hals beim ersten Eindruck nicht besonders tief in der
Halstasche zu liegen scheint, sind vielleicht statt der gemeinhin üblichen vier Halsschrauben insgesamt fünf verwendet worden
(Taylor verwendet bei seinen Solidbodies nur eine einzige Schraube). Mehr als 4 Schrauben bei der Halsverbindung suggeriert
immerhin hohe Stabilität und die wollen wir dieser Verbindung nicht absprechen...
Nachgemessen liegt der Hals aber doch mit rund 17mm gut in der Halstasche und das ist völlig normal. Die Laklands sehen wirklich gut aus.
Geht man aber dichter dran, offenbart sich so einiges, was einem enorm auf die Nerven gehen kann. Mir ist es jedenfalls so ergangen
oder hatte ich häufiger mal einen "schlechten Tag"?! Was hat Onkelchen immer erzählt, wenn man plötzlich alles scheiße findet?
Im Gegensatz zur rosaroten Brille wird nach der letzten Mahlzeit wohl ein Stück alter Käse im Schnurrbart hängen geblieben sein,
so dass einem, egal wo man hinschaut oder hingeht, alles diesen mittlerweile unangenehmen Gestank von sich zu geben scheint.
Wer eine derartige Investition plant, sollte einen Fachmann und nicht "umpedinkt" Verkäufer zu Rate ziehen. Natürlich kann man
auch einfach nur Glück haben und ein gut eingestelltes Exemplar erwischen, bei dem vielleicht das Verarbeitungsniveau besser ist.
Da wir bisher noch nicht alle interessanten Aspekte zumindest angeschnitten haben, könnt ihr euch auf das eine oder andere
noch freuen. Hier schon mal ein Tipp zum Reinhören: Lakland 55 02 Deluxe - Henrique Biá auf youtube. Will be continued.
Ja, und da sind wir schon wieder mit den versprochenen Ergänzungen. Den Hals haben wir kurzerhand vermessen und hier kommen die Werte:
Halsdicke am 1. Bund 21,4 mm Halsbreite am Sattel 44,8 mm
5. Bund 22,3 mm 5. Bund 56,2 mm
12. Bund 24,0 mm 12. Bund 66,4 mm
Er beginnt am Sattel also eher vertraut schmal und wird zur Mitte und dem Ende hin platzmäßig deutlich großzügiger. Zumal das
Stingspacing der Brücke klassisch bei 19 mm liegt, was bei 5-Saitern nicht so verbreitet ist.
Unten in der Mitte sieht man es wieder: So toll ist die Verarbeitung leider nicht. Die längliche Vertiefung als Zugang für
den Halsstab hat nicht genügend schwarzen Lack abbekommen oder bei der Werkseinstellung ging es etwas ruppig zu.
Als Sonderangebot ab 1.400 Euro neu so zu haben...sonst eher für 1.700 bis 1.800 Tacken im Handel.
Zieht man am Volumenregler befindet man sich im Passivmodus und setzt die Klangregelung ausser Kraft. Misst man
jetzt die Pickups durch, kommt man zu folgenden Ergebnissen:
Singlecoil SC am Hals 5,88 kOhm
Doppelspuler MM Halsseite 5,88 kOhm
Brückenseite 5,85 kOhm
beide 3,57 kOhm
Die Kombination beider Tonabnehmer mit den 3 Möglichkeiten des Musicman-Style Pickups bringt dann diese Werte:
Der Panorama-Regler ist dabei in der Mittelposition leicht eingerastet.
SC+MM Halsspule 6,85 kOhm
SC+MM Brückenspule 6,84 kOhm
SC+MM Mittelstellung 5,90 kOhm
Sieht so aus, dass hier drei gleichartige Spulen Verwendung finden. Das vereinfacht die Produktion ja ganz erheblich.
Und immer schön dran denken: Stecker raus aus der Buchse, wenn nicht gespielt wird. Das schont die Batterie.
Es ist schon fast peinlich, aber warum nicht? Der Mini-Switch verrichtet seine Schaltfunktion leider nur recht hakelig.
Soetwas kennt man ja eigentlich nur von den billigen Schaltern aus China für 2,50 Euro.
Für heute schliessen wir unsere Notizen mit dem Hinweis ab, dass die Brücke als Dualloader funktioniert. Sind die Saiten nicht lang genug,
müssen sie nicht durch den Korpus gezogen werden. Bei den hiesigen Yamaha Stainless Steel Strings wurde es ja bereits etwas knapp.
Okay, einen hab ich noch: Die Kopfplatte hat nur einen ganz geringen Parallelversatz (so wie in den alten Tagen bei Fender) und ist nicht
abgewinkelt. Daher ist der Saitenniederhalter für alle Saiten unabkömmlich. Für genügend Druck im Sattel das Ding möglichst weit
herunterdrehen.
Was soll man insgesamt zu dieser Geschichte sagen? Der Bass bietet eine sehr gute Bastelbasis für den entschlossenen Bassfreund.
Denn etwas Mut braucht es schon, um den Ärger in eine Herausforderung zu transformieren. Selbst wenn 750 bis 900 Euro
ein angemessener Preis wäre, würde vermutlich trotzdem der eine oder andere das Instrument zurückschicken wollen.
Es wundert folglich kaum, dass Laklands Skyline Bässe häufiger gebraucht im "neuwertigen" Zustand angeboten werden.
Das meist zu Preisen, die wohl eher nicht bezahlt werden.
Gefällt ihnen mein Fahrstil? (Ist auf immer mehr Service- und Lieferfahrzeugen zu lesen)
Für Lob und Tadel einfach einen Kommentar ins Gästebuch schreiben. Bei Fragen das Forum nutzen.
Aufgrund des regen Interesses ein kleiner Nachschlag in Sachen LH-3 Elektronik. Auf der Innenseite des Elektronikfachdeckels findest Du
diese Skizze zur Einstellung der Mini-Switches für die Auswahl der Mittenfrequenz. Da wir meist für moderne Sounds die Mitten leicht ausdünnen
und dafür zum Ausgleich die Bässe etwas anheben, bleibt es hier nach wie vor bei der Voreinstellung mit den 600 Hz wie oben schon gesagt.
Für die, die etwas herum probieren wollen eine nette Sache. Ich bin mit dem Lakland mittlerweile zufrieden und übe mit ihm gern meine Slap-Idiome.
Hatte ich es bereits erwähnt? Wechselt man die Saiten, so schlackern die Hipshot-Tuners lasch vor sich hin - das muss doch nicht, oder?