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Esaite-Berichte: Paul Reed Smith PRS SE Singlecut
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Mit einer gebrauchten PRS SE Soapbar II fing es bei mir an. Sie ist angenehm leicht, hat jetzt DiMarzios Pickups und begeistert mich neben dem Klang mit ihrem ausgezeichneten Wide Fat Profile Neck.
Bei meinem Bandkollegen und Freund Mathias (Bericht P 90-Gitarren) bekam ich erstmals eine PRS SE Custom Semi-Hollow P90 in die Finger. Das Ding ist noch leichter als meine Soapbar II. Sie bietet dem verwöhnten Auge mit ihrer attraktiven Ahorndecke und blaugrünen Lackierung mehr als das schlichte Weiß.
Beide sind wir mit den PRS SE sehr zufrieden, da schleicht sich die PRS SE Singlecut einer Freundin an. Sie hatte sich im letzten Sommer bei der Volkshochschule zu einem Rockgitarren-Kurs angemeldet, hatte aber noch keine vernünftige E-Gitarre am Start. Maren besuchte mich, um sich etwas zu informieren, was es so gibt und was für sie persönlich in Frage kommen könnte.
Daraus ergab sich nach und nach durchaus ein gewisses Interesse an PRS SE Gitarren. Als Oberglückspilz erwischte sie überraschend eine SE Singlecut in Tobacco Sunburst für bummelig EUR 400,--. Ein Ausstellungsstück ohne Macken zum Sonderpreis! Unverändert liegt dieses Modell bei einem Normalpreis von EUR 769.--.
Meine Wenigkeit fand an Marens Singlecut durchaus Interesse was die Optik betrifft, aber hinsichtlich einer Les Paul-Artverwandten war ich zunächst skeptisch, ob diese Korea-Gitarre am Rande des mittleren Preissegments rundum mit guten Sounds aufwarten kann. Ihr kennt das ja alle: Mahagoni-Body mit Mapletop und wenn es sein muss auch noch ein Funier oben drauf, eingeleimter Hals, Humbuckers und ein Cutaway. Die Smithsche Variation einer tausendfach kopierten Idee.
Tja, man ahnt es vielleicht schon. Ich habe mir letzte Woche die SE Singlecut zur Brust genommen. Ein Dreiwegschalter für die Pickups, nur ein Volumen- und ein Tonregler? Das war es schon? Nö, das ist vielleicht übersichtlich, praktisch oder bescheiden - aber halt, das ist ja nicht alles! |
Mittels Fräsung fällt die Decke zum Rand hin leicht ab, so dass ein wenig der Eindruck einer Archtop entsteht. Sieht gut aus und kommt dem Unterarm entgegen. Seitlich gibt es ein gelungenes Pseudo-Binding: Man erblickt das ungebeizte Holz unter der tiptop Lackierung. Es fühlt sich gut an, diese Gitarre anzufassen. Das Alu-Stoptailpiece ist das von den PRS SE im besten Sinne Gewohnte.
Die Mechaniken nun leider auch. Ich weiß nicht genau warum, aber mich überzeugen die Dinger irgendwie nicht. Ich habe das Gefühl, ich laufe immer herum und erzähle jedem mit einer PRS SE: Du musst die Tuners tauschen, los tausch die Tuners! Bei mir habe ich einmal Grover und einmal Wilkinson Mechaniken montiert. Und das macht mich zufrieden. Ich glaube, die sind einfach einen Tick stabiler und halten die Saitenspannung konstant.
Letzte Zeit scheint es üblicher geworden zu sein, nicht mehr überall Billigsaiten vom Werk aus auf die Neuware aufzuziehen. Auch hier wieder einmal hat sich D'Addario „eingeschlichen“. Wie ich finde nicht zum Schaden des Kunden und des klanglichen Ersteindrucks. Eine ganze Zeit habe ich die SE Singlecut ohne Verstärker einfach „trocken“ gespielt, um mich mit dem Holz und seinen Resonanzeigenschaften vertraut zu machen.
Wie reagiert sie auf verschiedene Anschlagsarten, kann ich den Ton formen, dass er meinen Bedürfnissen und Vorstellungen entspricht, muss ich dauernd arbeiten oder kommt sie einem entgegen?
Einige wollen es ja immer noch nicht wirklich glauben und deshalb formuliere ich das als Frage: Kann es sein, nur was schon rein unverstärkt vorhanden ist, kann elektrisch transformiert, zu einem ansprechenden Ergebnis führen? Was ich konkret hier ohne Strom höre und fühle, lässt mich hoffen. Da ich keinem diese Gitarren verkaufen muss, kann ich mich in dem entscheidenden Teil hier kürzer fassen.
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Ja, sie singt! Das habe ich auch so erwartet. Keine unangenehme Überraschung im Distortionmodus. Hier bekommt man, was man von einer guten Rockgitarre erwartet. Sie kreischt, kippt in die Obertöne, schmatzt, säuselt sahnig und brüllt böse. Die Palette menschlicher Emotionen kann mit dieser Stimme Ausdruck finden.
So, die Pickups an sich sind nicht die Allerheißesten. Nehmen wir den Gleichstromwiderstand als einen Indikator, dann haben wir am Steg gerade einmal moderate 9,24 kOhm. Der Hals-PU kommt auf einen Wert von 8,57 kOhm. Das ist für die ganz harten Metalfreaks vermutlich nicht ganz ausreichend, aber für eine kultivierte Rockgitarre anscheinend genau richtig.
Denn was mich doch etwas in Erstaunen versetzt hat, hängt damit zusammen: Nämlich der ausgesprochen angenehme offene und wirklich brauchbare Cleansound der SE Singlecut. Persönlich stehe ich für die Rhythmusarbeit sehr auf Telecaster- und Stratsounds. Gut funktionieren für mich da fast immer auch Semi-Akustics. Dies vorausgeschickt ist es eher ungewohnt, dass normale Les Paul-Gitarren Typen diesen Bereich befriedigend abdecken.
Klar, in der echten Vintage-Ecke sind die kaum bezahlbaren und in der Stückzahl übersichtlichen Leckerbissen, die für verschiedenste Anwendungen oft ein reiches Potential vorhalten. Wir haben hier zumal tendenziell eine massentaugliche Preisklasse am Wickel und da kann man mit dem, was ich vergangene Woche immer wieder auf meinem Schoß halten konnte, sehr zufrieden sein.
Maren ist sowieso begeistert und will von ihrem neuen Liebling nicht lassen. Als E-Gitarren-Neuling hat sie sich als Übungsverstärker für zuhause einen kleinen Transistor-Amp, den Vox Pathfinder 10 zugelegt - Passt!
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