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  • Esaite-Berichte: VINTAGE Signature Series Thomas Blug

     

 

 

Wir sitzen gerade wieder auf einem großen Berg an Material und wollen heute mal etwas davon hier loswerden - guten Tach auch!

Thomas Blug hat sich mit Trevor Wilkinson und den Leuten von John Hornby Skewes (alte Säcke erinnern sich an Blackmores Treble Booster?) zusammengesetzt, um - ohne die Geldbörse der Kunden zu sehr zu plündern - ein funktionierendes preiswertes fernöstliches Remake seiner ach so geliebten Fender 61er Strat unter das Volk zu bringen. Da sieht man es wieder: Vom Musikmachen kann man heutezutage auch nicht mehr vernünftig leben. Touren bis der Arzt kommt, Merchandise und Gear verkloppen. Compact Discs und iTunes sind bereits lange nur noch die Türöffner.

 

Hier nun eine neue Gitarre, die wie alt ausschaut. Relic ist ja nichts Neues, aber immer noch sehr trendy. Jetzt heißt die Marke auch noch "Vintage".

Okay, ich habe jetzt eine echte Vintage-Gitarre. Das klingt doch schon mal echt aufregend, und dann doch so günstig. Im Laden gibt man dafür

knapp 500 Ocken aus. Gebraucht muss man rund 350 Euro einplanen. Damit dieses Stück möglichst auch so bleibt, wurde die Rückseite foliert.

 

Schickes Tropfenmuster. Ich finde, man darf das ruhig runterziehen. Die künstlich abgeschubberten Stellen sind übrigens matt überlackiert.

Die Gute wurde, wie wohl anfänglich jetzt nicht aus Pappel, sondern aus Erle gefertigt, was von der Klangbasis eine gleichmäßige und vertraute

Qualität bietet, sowohl dann auch dem Original von Herrn Blug entspricht. Das Gewicht zeigt die Waage mit 3,43 Kilogramm an.


 

 

 

Die mitgekauften Macken sehen leider etwas lieblos eingehämmert aus. Das kommt jedenfalls nicht den Spuren jahrelanger Benutzung

gleich. Die Leute in der Fabrikation bei Fender oder Sandberg sind hingegen wahre Künstler bei der Herstellung von altersbedingten

"Unregelmäßigkeiten" und der entsprechend authentisch wirkendenden Patina. Klar, ist auch eine Preisfrage. Bis auf die Tuner

sieht die Kopfplatte dabei eigentlich ziemlich wie neu aus. Und die Seriennummer lautet auch nicht 60966 - grins.


 

 

 

Die Hardware von Wilkinson ist günstig und tatsächlich meist gut. Hier finden wir die gealterten EZ-lok Tuners mit den zwei Löchern im Schaft.

Entweder oben die Saite durchziehen, eine Wicklung um den Schaft legen und dann unten durch das zweite Loch, oder eben umgekehrt -

ganz nach eigenem Geschmack. Diese Teile sehen alt und abgewrackt aus - funktionieren aber einwandfrei.


 

 

 

Ja, es wundert nicht, dass der Hals nicht ganz sauber in seiner Tasche sitzt. Das ist aber klanglich und vom Saitenverlauf her kein Problem. Im

Rahmen einer gewollt gammeligen schlappig pseudo-ungepflegten Gitarren-Erscheinung ("Der Zahn der Zeit") wollen wir das mal einfach durchwinken. Sowas hat es auch bei hochpreisigen Instrumenten immer mal gegeben, warum eine Gitarre von der Stange auch nicht für jeden die beste Wahl ist.


 


 

 

 

Überraschend fand ich, dass der Auslieferungszustand eine kaum normal spielbare Saitenlage bot. Okay, ganz toll für Slide, aber das ist nicht

wirklich meine Welt. Klar, ein Punkt des etwas komplexen Zusammenspiels aller Bestandteile war der ungünstige Halswinkel. Das allein war schnell

behoben. Allerdings hatte man sich u.a. um Federspannung und Halsdurchbiegung noch zu kümmern, so das einige Stunden leider doch ins Land gingen.

Die Blugocaster kommt mit 3 Federn und bekam 2 dazu spendiert, sowie Schaumstoff zu Geräuschdämpfung. Wir finden das gut und machen

das fast immer so.


 


 

 

 

Dieser Hals ist prima. Flaches C-Profil bei überwiegend in der Tat durchlaufenden liegenden Jahresringen. Die Sattelbreite erreicht 42,6 mm.

Am 12. Bund messen wir 52,6 mm. Am 1. Bund haben wir eine Dicke des Halses von 21,5 mm vorgefunden. Das erweitert sich zum 12. Bund

bis auf 23,0 mm. Das sind alles gute Durchschnittswerte, mit denen viele Spieler sehr gut zurecht kommen werden, wenn das in der

Serie auch so bitte gleichbleibend produziert wird. Das Bridge Stringspacing liegt bei 52,5 Millimetern.


 

 

 

Den Ersatztremolohebel haben wir uns für sechs Euro nachgekauft (inkl. Versand), weil irgendwie nicht dabei. Es ist ein Steckarm ohne

Gewinde mit 5 mm Durchmesser. Bereits ohne Anziehen der Madenschraube sitzt der Arm perfekt in seiner Fassung. Breites Grinsen...

 

Gut, kommen wir zu den Wilkinson-Pickups. Die ziehen magnetisch reichlich an den Saiten und müssen wieder runtergeschraubt werden,

da die Basssaiten deutlichst unsauber zu schwingen anfangen. Wie immer ist hier ein individueller Kompromiß zwischen Outputmaximierung,

Pickup-Balance und Stratitis auszutarieren. Der Bridge-PU liefert 7,05 KOhm. Mittel- und Hals-PU erreichen einen Wert von 6,35 kOhm.

Schaltet man per Push/Push-Poti die Dummy-Spule für weniger Brumm dazu, ergeben sich beim Steg 12,7 kOhm und am Hals 12,0 kOhm.

 

Unten sieht man es gut: Der Mittelpickup ist andersherum polarisiert und gewickelt. Das wirkt in den Zwischenpositionen 2 und 4 gleichfalls

geräuschmindernd. Thomas Blugs Original Fender hat an dieser Stelle von Kloppmann ein hochwertiges Äquivalent eingebaut bekommen.


 


 

 

 

Zweierlei nervt mich gerade: Der Bukka-Schalter (Dummy-Coil) steht auch wenn nicht aktiviert einfach zu hoch über dem Pickguard. Da müsste

mal eine Unterlegescheibe zusätzlich dazwischengesteckt werden. Der Volumenregeler ist mir einfach zu dicht an Saiten und Tremoloarm.

Vielleicht gewöhnt man sich mit der Zeit daran. So jedenfalls verstellt sich zumindest bei mir leicht ungewollt die Lautstärke. Chef-Gitarrist

und Strat-Meister Blug findet das natürlich prima, weil er permanent dran dreht (Gain & Dynamics).


 


 

 

 

Die farbliche Machart des vergilbten Schlagbretts, der Potiknöpfe und Pickup-Kappen ist recht schlicht und unrealistisch plakativ. Nur ein oberflächlicher Betrachter würde das für einen Moment als "vintage" einstufen. Bei den Les Pauls nannte man etwas Vergleichbares auch schon

mal Clowns-Burst. Okay, das war jetzt 'ne Spur zu dick. Ich muss es übrigens leider sagen: Dazu kommt ein Pickup-Wahl-Schalter, der ungewohnt schwergängig funktioniert - hm?

 

Ach, jetzt fängt der feine Herr an zu nörgeln, oder was?  Oft ist es gelegentlich besser über manches nicht nachzudenken. Die Gitarre liegt ja gut

in der Hand und macht am cleanen Amp eine gute Figur. Mit der Zerre bin ich im Moment noch nicht ganz zufrieden. Aber man wird sehen,

ob das nicht noch später auf die Reihe kommt. Ganz ehrlich, 500 Euro ist mir für das, was alles zu erledigen ist und anfänglich unrund läuft zu viel.

Der Slogan, nicht zu tief in die Tasche des Spielers zu greifen, suggeriert ja: Du bekommst viel Gitarre und wir wenig Geld. Das ist nicht unrichtig.

Die Idee und die Teile sind prima. Der Rest betrifft dann wie so oft das Making und die persönliche Konfiguration.

 

Mittlerweile hat sich der Eindruck verfestigt, dass unser Exemplar nicht aus Erle, sondern doch aus Pappel gefertigt zu sein scheint. Ein Test an

einer decklack-befreiten Korpusstelle zeigt bei hartnäckiger Behandlung mit Stahlwolle, wir haben es mit dunkel gebeiztem Holz zu tun. Sobald man

nämlich etwas weiterpoliert, offenbart sich sehr helles weißliches Holz, das wenig mit der üblichen Erscheinung von Erle zu tun hat. Das wäre

eine Erklärung für die eine oder andere klangliche Irritation.

 

Nur wer gleich im Laden streng selektiert, gut beraten wird , Glück hat oder einfach gleich eine Ahnung davon hat, was er noch alles machen muss,

kann wirklich zufrieden sein. Zum Thema Optik ist das meiste gesagt oder gezeigt. Man mag es so wie es ist oder macht sich selbst daran

zu schaffen, wie sicher bereits einige zuvor. Vielleicht ist diese Gitarre auch einfach eine ausgezeichnete Ausgangsbasis, um sich im Selbstversuch

ans Aging zu wagen. Mir juckt es schon direkt etwas in den Fingern, wenn ich dran denke.

 

Der Thomas kann Verschlimmbesserungen an seinen Repliken verschmerzen und ein Wertverlust ist nicht unbedingt zu erwarten. Soviel schlechter

wird es schon nicht werden, wenn man sich Mühe gibt, nicht gleich übertreibt und etwas ästhetisches Feingefühl mitbringt. Beeindruckende

Vorbilder gibt es ja zu Hauf. Nur zur Info: Die Fender Road Worn Serie gehört m.E. beispielsweise nicht dazu - klanglich aber prima. Das gilt

beides auch für diese Blugocaster.

 

Verdammt, da fehlt doch eine Schraube...?


 

 

 

 

 

 

K l e i n e   V e r ä n d e r u n g e n   b e r e i c h e r n   d e n   A l l t a g . . .

 

 

Zur Brummunterdrückung für den Bridge- und Neck-Pickup aktiviert man die Dummy-Spule mittels Push-/Push-Schalter im unteren Tone-Poti.

Das Ding steht etwas vorwitzig zu hoch über dem Schlagbrett. Eine halbwegs passende Unterlegscheibe ist schnell gefunden und wird mit

dem vorhandenen Zahnring/Federscheibe und einem Zweiten als Abstandhalter verwendet - das sieht jetzt schon besser aus und kann ja wohl jeder selbst. Wobei mir gerade einfällt, dass die vorgebohrten Schraublöcher für die Pickguardbefestigung etwas weit geraten sind und besser mit

Schreichhölzer gestopft werden sollten, bevor man alles wieder dicht macht.

 

 

 

 

 

 

Hier unten im Bild der schwergängige 5-Way-Switch. Soll man lassen oder tauschen? Vielleicht wird es mit zunehmendem Gebrauch leichter.

Tja, man sieht's ja schnell: Wir veredeln die Blugocaster durch Einsatz von Fender Custom Shop Pickups. In die Bridge-Position kommt ein

Fender Texas Special. Dadurch geht es fast schon in Richtung Telecaster. Als neuen Halstonabnehmer fügen wir einen Custom '54 hinzu.

Schön, dass die Wilkinson-Kappen passen. So sieht man nix und darf gespannt sein, ob die hiesige Interessentenriege überhaupt was merkt?

 

 

 

 

Gegen die verbauten Wilkinson PUs kann man eigentlich nichts einwenden. Die sind okay. Allerdings sind je nach Amp die Unterschiede schon erkennbar.

Auf Anhieb konnte ich mich mit dem neuen Neck PU sehr gut anfreunden. Das war klar eine gute Entscheidung, ohne dass man jetzt etwas gegen den

Texas Special einwenden müsste, der auch anders herüberkommt als der WVSB, aber nicht zwangläufig getauscht werden braucht. Die Clean-Sounds

werden den meisten Strat-Fans viel Freude bereiten. Möglicherweise verbessert sich auch das Verhalten mit der Zerre. Am Hughes & Kettner

Tubemeister 5 Combo überzeugten die Clean-Sounds, während die Zerre doch nach wie vor einen unzureichenden Eindruck hinterlässt. Das änderte

sich danach zusehens mit dem H&K Statesman Dual EL84. Hier stimmt das komplette Paket. Da fehlt nichts.

 

 

 

 

 

 

Aging sei nochmals am Rande erwähnt. Da ist unsererseits noch nichts wirklich passiert. Ausser ein wenig polieren mit feiner Stahlwolle. Verschwindet

der Mattlack, kommt das recht helle Holz zum Vorschein. Also ist der Klarlack einfärbt. Entfernt man diesen, muss man sich um das Nachdunkeln

also kümmern. Polieren bringt ansonsten Glanz in die Hütte bzw. auf die Gitarre. Oben in der Mitte: Fender Road Worn Telecaster Fretboard

mit Fabrik-Aging. Rechts daneben ein durch Spielen abgenutztes Griffbrett. Alles klar?!

 

Stichwort EZ-lock Tuners. E und A sind zuerst durch das obere Loch gesteckt. D, G, H und e steckten wir zuerst durch die untere Öffnung.

Viel Druck im Sattel kann auch schon mal zum Klemmen der Saiten führen, was im Zusammenhang mit der intensiveren Tremolanz ungünstige

Ergebnisse in Sachen Stimmung (meine und die der Saiten) zeitig. Aber dafür gibt es ja Graphitpulver und ähnliches.

 

 

 

 

Stellt sich abschließend die Frage machen oder nicht? Wie so oft ein klares Jein von uns dazu. Anfänger oder bereits leicht Fortgeschrittene sollten

sich auf anderes konzentrieren und merken vielleicht nicht unbedingt gleich die Veränderung, was teils auch am einfachen Verstärker liegen wird.

 

Für die Freaks wäre das jetzt allerdings dann schon der Tipp des Tages! Wer es noch nicht mitbekommen hat: Die Pickup-Bestückung

gleicht übrigens nun der Fender Robin Trower Signature Stratocaster und kein Schwein wird es sehen.

 

 

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